Ukraine-Krieg: kaufen, wenn die Kanonen donnern?

Ukraine-Krieg: kaufen, wenn die Kanonen donnern?


Der Angriff Russlands auf die Ukraine sorgt für einen Ausverkauf an den Aktienmärkten. Die Anleger reagieren nervös. Zeit, sich auf Börsenweisheiten zu berufen und die Nerven zu behalten? Oder hat "Kaufen, wenn die Kanonen donnern" sich überlebt und wir stehen vor einem langfristigen Rückschlag an der Börse? Eine Kurzeinschätzung zur richtigen Anlagestrategie von Vermögensverwalterin Petra Ahrens.
Petra Ahrens ist Vorstand der MAIESTAS Vermögensmanagement AG in Köln
Petra Ahrens ist Vorständin der MAIESTAS AG

Hat Sie der Angriff Russlands auf die Ukraine überrascht?

Petra Ahrens: Jeder von uns hat gehofft, dass das nicht geschehen wird. Und obwohl wir letztendlich nicht daran geglaubt haben, dass es in Europa zu einem Krieg kommen wird, haben wir bereits Anfang letzter Woche unsere Aktienquote in den Depots nochmals deutlich reduziert und zum Ausgleich in US-Staatsanleihen und Gold investiert.

Es gibt die Börsenweisheit, dass politische Börsen kurze Beine haben. Stimmt das auch im Kriegsfall?

Ahrens: Wenn man sich die letzten finanz- und wirtschaftspolitischen Krisen und deren Auswirkungen auf den Kursverlauf des S&P 500 anschaut, der die 500 größten US-amerikanischen Unternehmen beinhaltet, dann Ja. Schaut man sich zunächst den schlechtesten und dann den besten Tag der Entwicklung an, stellt man eine teilweise sehr schnelle Erholung fest:

Schwarzer Montag19.10.1987– 20,47 %21.10.1987+ 9,10 %
Lehman-Pleite15.10.2008– 9,04 %28.10.2008+ 10,79 %
Corona-Pandemie12.03.2020+ 9,51 %13.03.2020
24.03.2020
+ 9,29 %
+ 9,38 %

Die letzten Kriege wie Golfkrieg, Irak oder Afghanistan gehörten ebenfalls nicht zu den schlechtesten Phasen an den Börsen!

Sollte man dann kaufen, wenn die Kanonen donnern?

Ahrens: Das ist ein Zitat vom Frankfurter Bankier Carl Mayer Rothschild und stammt aus einer Zeit, in der in Europa kriegerische Auseinandersetzungen eher an der Tagesordnung waren. Weniger martialisch und aus der heutigen Zeit stammend hat es der Vorsitzende von JP Morgen, James Dimon, wie folgt umschrieben: In negativen Phasen kommen die Aktien zu ihren rechtmäßigen Besitzern zurück! Von daher: Wer Liquidität hat, sollte sie früher oder später einsetzen.

Infografik: Gas-Embargo würde Russland empfindlich treffen | Statista Quelle Statista

Ist jetzt schon der richtige Zeitpunkt zum Nachkaufen bzw. Neueinsteigen?

Ahrens: Die nächsten Tage und Wochen werden uns zeigen, wie die Reaktionen auf die kriegerischen Handlungen ausfallen und welche langfristigen Folgen für die Konjunktur, die Handelsbeziehungen und Lieferketten zu erwarten sind. Im Moment wäre es mir daher noch zu früh. Doch das Lagebild und damit die Einschätzung der Börsensituation kann sich stündlich ändern. Der Krieg, so schrecklich und schlimm er aus menschlicher Sicht ist, wird uns in den kommenden Monaten die Chance geben, uns günstig in solide Unternehmen und deren Aktien einzukaufen. Im Moment würde ich noch abwarten. Wir haben in jedem Fall ausreichend Liquidität geschaffen, um an der nächsten Erholung und Aufwärtsbewegung – und die wird sicherlich irgendwann kommen – zu partizipieren.

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