So finden Sie die richtigen Qualitätsaktien für Ihr Depot
Woran erkennen Anleger Unternehmen, die relativ gut durch eine Rezession kommen und deren Aktien daher in einer Rezession nicht so stark leiden sollten?
Dr. Martin Stötzel: Wir sprechen immer dann von Qualitätsaktien, wenn Unternehmen ein zukunftsfähiges und robustes Geschäftsmodell sowie eine führende Marktstellung in nachhaltig profitablem Wachstum kapitalisieren können. Es gibt allerdings noch mehr zu beachten: Hohe Markteintrittsbarrieren z.B. durch spezifisches Know-How, ein großer Marktanteil und eine starke Markenbildung geben diesen Unternehmen eine überdurchschnittliche Preissetzungsmacht.
All diese Wettbewerbsvorteile münden meist in gesteigerter Profitabilität, soliden Bilanzen und hohen Cash-Flows. Natürlich können sich auch Qualitätsaktien starken Schwankungen am Aktienmarkt nicht entziehen. Aber in Zeiten von Inflation und Krisen kommt es einmal mehr auf das Geschäftsmodell und die Wettbewerbsvorteile an. Unternehmen, die über eine starke Preissetzungsmacht verfügen, können z.B. steigende Rohstoffpreise und Energiepreise an ihre Kunden weitergeben. Die Profitabilität und operative Margen sind also weniger in Gefahr als bei Unternehmen ohne Preissetzungsmacht. Für Qualitätsaktien sind Krisen allenfalls mit temporären Sondereffekten und kurzzeitigen Umsatzeinbußen verbunden und können durch solide finanzierte Bilanzen aufgefangen werden. Jedoch sollten Anleger sich bei Krisen immer die Frage stellen, ob durch diese ein Paradigmenwechsel herbeigeführt wird und ob Geschäftsmodelle dadurch in der Zukunft dieselbe Stärke und Profitabilität aufweisen, wie vor einer Krise.
Wir sind der festen Überzeugung, dass man bei der Titelselektion, und das gilt für jeden Sektor, stets das Geschäftsmodell auf die Frage hin analysieren sollte, wie „zukunftsfähig“ es ist. Nur ein gesundes und profitables Wachstum macht Unternehmen langfristig wettbewerbsfähig. Stark wachsende Unternehmen, die Jahr für Jahr Verluste machen und negative Cash-Flows erwirtschaften, können unserer Meinung nicht einfach den Schalter umlegen und profitabel werden. Einzige Ausnahme sind forschende Unternehmen im Bereich Biotechnologie. Die letzten Jahre haben gezeigt, daß große Pharma-Riesen vermehrt kleinere Innovatoren samt Patenten aufkaufen und diese Investition dann in neuen Produkten und Behandlungen kapitalisieren können. Eine Aktie aus diesem Bereich nur zu allokieren, um hinterher als Aktionär von einer Übernahme zu profitieren, halten wir jedoch für sehr risikoreich. Denn nur wenige von diesen kleineren Unternehmen kommen mit ihren Forschungen in eine marktreife Phase.
Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass sich ein Fokus auf Aktiensektoren, die sich an globalen Wachstumsthemen orientieren, auch in Finanz- und Wirtschaftskrisen bewährt hat. Die Erklärung ist denkbar einfach: Themen wie z.B. Digitalisierung, Gesundheit sowie Klima und Umwelt profitieren langfristig von gesellschaftlichen Entwicklungen, die sich nicht aufhalten lassen. Daher weisen solche Themen auch eine geringe Sensitivität zur konjunkturellen Entwicklung auf. Der Bereich Digitalisierung hat z.B. von den großen Finanzkrisen profitiert, da Unternehmen, die sich in diesen Phasen restrukturieren mussten, meist stärker digital aufstellten, um weiter wettbewerbsfähig zu sein. Neben den klassischen Wachstumsthemen gibt es jedoch auch Aktiensektoren, die wir eher als „defensiv“ kategorisieren. Diese schneiden in Krisen nicht ganz so schlecht wie der Markt ab. Hier wären Versorger, Telekommunikation und Konsumgüter (insb. Nahrungsmittel) zu nennen.
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