Konkurrenz für die Werkbank der Welt

Konkurrenz für die Werkbank der Welt


Bisher galt China als Maß aller Dinge, wenn es um günstige Produktion ging. In Zukunft könnte es aber immer öfter „Made in India“ heißen. Damit wird für Anleger der Blick nach Neu-Delhi wichtiger.

Alle Welt schaut auf China. Dabei ist Indien dabei, dem Reich der Mitte den Rang abzulaufen. Erstmalig
leben in Indien mit etwas über 1,4 Milliarden mehr Menschen als in China. Hinzu kommt, dass auf dem indischen Subkontinent eine vergleichsweise junge Bevölkerung im mehrheitlich erwerbsfähigen Alter
lebt, währen Chinas Bevölkerung älter wird und langsam schrumpft.

Unternehmen schauen auf den Subkontinent

Indien erlebt gerade einen Digitalisierungsschub. Das durchschnittliche Einkommensniveau steigt. Außerdem profitiert der Subkontinent von den jüngsten Problemen Chinas. Die strikte Coronabekämpfung führte zu globalen Lieferkettenproblemen. Immer mehr reift die Einsicht, sich in Zukunft weniger abhängig von einem Land zu machen und auf verschiedene Standbeine zu setzen. Da fällt die Wahl oft auf Indien. Der schwelende Konflikt zwischen Peking und Washington ist ein ernsthaftes Risiko für Unternehmen aus dem Westen, die in China investieren wollen.

Indiens Regierung stößt gerade eine ganze Reihe von Reformen an, die das Land für ausländische Investoren langfristig interessant machen dürfte. Unternehmen, die heute darüber nachdenken, günstig in Asien zu produzieren, haben nicht mehr automatisch China ganz oben auf dem Zettel. So baut Apple seine Smartphone-Produktion lieber in Indien aus, Amazon und Cisco investieren Milliarden auf dem Subkontinent.

Ist Indien das neue China?

Also ist Indien bereits das neue China? Ganz so einfach ist das nicht, denn die Gegensätze sind enorm. Auf der einen Seite gibt es digitale Hightech und weltweit umworbene Computerspezialisten und auf der anderen Seite fehlende oder marode Infrastruktur und eine Analphabeten-Quote von rund 25 Prozent.

Außerdem ist China für viele Unternehmen schon lange mehr als nur eine verlängerte Werkbank,
sondern oft der mit Abstand wichtigste Absatzmarkt. Chinesische Unternehmen streben danach, nicht mehr nur Produzent zu sein, sondern in immer mehr Bereichen selbst an der Spitze der technischen Entwicklung zu stehen.

Indien hat also interessantes Potenzial. Aber Vorsicht: Der indische Aktienmarkt weist zum Teil hohe Bewertungen auf. Bei einem Investment ist darauf zu achten, dass etwa ein deutsches Unternehmen nicht mehr nur ein starkes Chinageschäft hat, sondern einen Plan für den indischen Markt. Hier frühzeitig Chancen wahrzunehmen oder sich aufbauende Risiken zu erkennen, wird ein wesentlicher Erfolgsfaktor der nächsten Jahrzehnte sein.

Natürlich muss einkalkuliert werden, dass die Entwicklung nicht so verläuft wie erwartet. In der Vergangenheit wurden schon viele Zukunftsmärkte von Afrika über Südamerika bis Asien ausgerufen, die den Erwartungen nicht gerecht wurden. Deswegen sollte Indien auch nur ein Aspekt in einer breit gestreuten Anlagestruktur sein.

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