Die Pandemie hat die Pharmaindustrie in den Fokus gerückt
Erwarten Sie, dass der MSCI World Pharma Index weiter steigt oder erscheint das Kurspotential vorerst ausgereizt?
Michael Schaefer: Die Erwartungshaltung auf die zukünftige Kursentwicklung sehe ich aktuell seitwärts mit höherer Volatilität. Mittel – und langfristig sollte der Index weiter steigen. Das Thema Corona hat die Pharma- und Gesundheitsindustrie in den letzten beiden Jahren allgemein in den Focus der Anleger gerückt. In einer stark mediengesteuerten und medienorientierten Gesellschaft wurden die sonst eher spezielleren Themen Pharmazeutik, Biotechnologie und Health Care einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Handelt es sich hierbei um eine Momentaufnahme oder um einen längerfristigen Trend?
Schaefer: Die Themen Gesundheit und Medikamentenentwicklung treffen seit Längerem weltweit auf ein breites Interesse. Eine Vielzahl von Unternehmen, welche bisher für Anleger eher in Zusammenhang mit Substanz -und Dividendenthemen punkteten, haben nach stark gestiegener Aufmerksamkeit auch an Attraktivität zugenommen. Durch hohe, breit angelegte Investitionen von staatlicher und privatwirtschaftlicher Seite in die kapitalintensive Forschungs- und Entwicklungsarbeit konnten wichtige und medienwirksame Fortschritte erzielt werden. Dies hat sich nachhaltig in den Bewertungen einiger Pharmaunternehmen und somit auch in deren Kursentwicklung niedergeschlagen. Von Seiten dieser ist aktuell aber eher mit einer Sättigung zu rechnen. Hier rücken aktuell die fundamentalen Daten und Fakten wieder stärker in den Vordergrund. Es gibt also unterschiedliche Entwicklungen.
Selbstverständlich spielt auch seit einiger Zeit die aktuell durch das Zinsthema getriebene Branchenrotation und eine gestiegene Volatilität eine nicht unerhebliche Rolle. Die hohe Volatilität hat vor allem bei den Biotechnologieunternehmen zu stärkeren Kurskorrekturen geführt. Dieser Umstand lädt aktuell zur Neupositionierung ein.
Gerade durch die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der neuen mRNA- Technologie und die mit dieser im Zusammenhang zu erwartenden Forschungs- und Entwicklungspartnerschaften sowie eine weiterhin hohe mediale Begleitung der Erforschung und Entwicklung innovativer Arzneimittel für verschiedene komplexe und schwerwiegende Krankheiten, sollte sich die Fantasie und die erhofften Kurspotenziale gerade in Bezug auf diese Themen weltweit bei den Anlegern im Focus halten.
Sollten Anleger mit einem ETF auf den Index setzen oder sollten sie nicht in den breiten Pharmamarkt, sondern in aktiv gemangte Fonds oder ausgewählte Einzeltitel investieren?
Schaefer: Anleger sollten sich hier in breitgestreuten ETFs namhafter Anbieter engagieren. Bei der Art des ETFs ist eine physische (direkte Replikation) zu favorisieren.
Bei aktiv gemanagten Fonds sind die Leistungs- und Kostenparameter für den Laien eher schwierig zu bewerten. Es ist bei der Auswahl einiges zu beachten und diese sollte vorzugsweise durch eine fachlich versierte Person erfolgen.
Einzelwerte sind wegen der Titelauswahl und notwendiger Beobachtung der Kursentwicklung gerade in volatilen Marktphasen nur mit professioneller Begleitung und in punkto Streuung nur ab größerem Volumen sinnvoll.
Welche Einzeltitel bieten Ihrer Meinung nach derzeit das interessanteste Chance-Risiko-Verhältnis?
Schaefer: Das dänische Unternehmen Novo Nordisk (ISIN: DK0060534915) ist Weltmarktführer bei Diabetesmedikamenten und verfügt mit Blutgerinnungsmedikamenten und Wachstumshormon- und Hormonersatztherapien über umsatzstarke Produktlinien. Solides Wachstum und ein angekündigtes Aktienrückkaufprogramm machen den Wert interessant.
BB Biotech AG (ISIN: CH0001441580) weltweit führende Biotechnologie-Investmentgesellschaft, verfügt durch ihre Beteiligungsstruktur über ein interessantes Portfolio im Bereich Biotechnologie. Das Portfolio besteht aus einer starken Position des mRNA – Entwicklers Moderna, dem Biotechnologiekonzern Biogen sowie unter anderem attraktiven Beteiligungen im Bereich Onkologie.
Das Biotechnologie- und Pharmaunternehmen AbbVie (ISIN: US00287Y1091) ist auf die Erforschung und Entwicklung innovativer Arzneimittel für verschiedene komplexe und schwerwiegende Krankheiten spezialisiert. AbbVie zeigt eine stabile Kursentwicklung und attraktive Dividendenrendite. Hier kommt der dividendenorientierte Anleger auf seine Kosten.
Gibt es noch weitere Beispiele?
Schaefer: Novartis AG (ISIN: US66987V1098) ist weltweit eines der größten Biotechnologie- und Pharmaunternehmen. Novartis präsentierte kürzlich solide Finanzzahlen und einen stabilen Ausblick. Der Pharmakonzern hat seine Beteiligung an Roche erfolgreich veräußert und konnte so seinen Jahresgewinn verdreifachen. Zurzeit prüft das Unternehmen Möglichkeiten in Bezug auf seine Beteiligung der Generika-Tochter Sandoz. Aktuell sollte auch hier ein Einstieg mittel-langfristig interessant sein. Die Aktionäre erhalten darüber hinaus eine attraktive Dividende.
Bristol-Myers Squibb (ISIN: US1101221406) gehört nach volumenstarken Übernahmen ebenfalls zu den führenden Pharmaunternehmen weltweit und ist ein interessantes Investment für langfristig ausgerichtete Anleger. Die Dividendenrendite ist als passives Einkommen für den Anleger ebenfalls interessant.
Gilead (ISIN: US3755581036) ein Pharmazie- und Biotechnologieunternehmen wurde weltweit bekannt wurde das US-Unternehmen durch die Corona-Pandemie mit seinem Medikament Remdesivir zur Behandlung von mittel-schweren Verläufen einer Coronainfektion. Gilead ist führend in der Entwicklung von Medikamenten zur Behandlung von HIV und Hepatitis-C. Darüber hinaus entwickelt Gilead Therapien zur Krebsbehandlung. Durch seine aktuell hochkarätige Produkt-Pipeline sollte Gilead nach der letzten Kurskorrektur für einen Einstieg langfristig wieder interessant sein. Der volatilere Titel sticht auf der anderen Seite mit einer konstant hohen Dividendenrendite hervor.
Die aktuelle Marktschwäche könnte selektiv für einen Einstieg genutzt werden.
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