Aktien: Zahnpasta wird auch bei hoher Inflation gekauft

Aktien: Zahnpasta wird auch bei hoher Inflation gekauft


In Zeiten hoher Inflation schieben Verbraucher nicht dringende Investitionen oftmals auf. Das hat Auswirkungen auf die Gewinne von Unternehmen. V-Check möchte von Vermögensverwalterin Petra Ahrens wissen, in welche Aktien und Branchen Anleger auch in Zeiten hoher Inflation investieren können.
Petra Ahrens Maiestas
Petra Ahrens ist Vorständin der MAIESTAS Vermögensmanagement AG. Die Vermögensverwaltung wurde beim aktuellen CAPITAL-Vermögensverwaltertest als Gesamtsieger mit 5 Sternen ausgezeichnet.

Frau Ahrens, sind Aktien ein Allheilmittel gegen die Inflation?

Petra Ahrens: Das kommt immer ganz auf das Unternehmen an. Es hängt ganz entscheidend davon ab, in welcher Branche das Unternehmen tätig ist und wie die Preissetzungsmacht ist. Unternehmen, die stark von Rohstoffpreisen abhängig sind, können von Haus aus ihre Preise und damit ihre Margen nicht eigenständig beeinflussen. Beispielsweise erzielen Unternehmen aus dem Bereich Öl höhere Gewinne, wenn der Preis für Rohöl steigt. Sinkt jedoch der Preis, lohnt sich die Förderung des Rohöls nicht mehr und die Umsätze und Gewinne brechen ein.

Welche Unternehmen und Branchen kommen dann gut durch ein Umfeld hoher Inflation?

Ahrens: Das trifft vor allem auf Unternehmen zu, die höhere Preise zügig an die Kunden weitergeben können. Hier ist zum Beispiel Microsoft oder auch Adobe zu nennen. Es ist kaum vorstellbar, dass Verträge mit diesen Unternehmen gekündigt werden, weil die Preise um 10 Prozent steigen. Die Mitarbeiter ihrer Kunden können schlicht und einfach nicht auf diesen Service verzichten. Eine weitere Branche, die gut durch Phasen hoher Inflation kommt, sind Güter des täglichen Gebrauchs wie zum Beispiel Zahnpasta. Der Kauf kann nicht aufgeschoben werden, wenn die Packung leer ist. Da es sich um kleine Beträge handelt, die routinemäßig ausgegeben werden, ohne dass sich der Käufer großartig Gedanken über den Kauf macht, können auch hier die gestiegenen Preise an die Kunden weitergegeben werden.

Wer nicht einzelne Aktien aussuchen möchte, welche Fonds oder ETFs empfehlen Sie?

Ahrens: Wie so oft im Leben: Es kommt drauf an. Für einen Anleger mit einem langen Anlagehorizont kann es durchaus sinnvoll sein, gute technologielastige ETF‘s zum Beispiel auf den Nasdaq oder den S&P 500 zu bevorzugen. Auch ein MSCI World ETF macht durchaus Sinn.

Das sollten Anleger jedoch nur als ganz allgemeine Empfehlung verstehen, denn schließlich sind auch passive Investments wie ein ETF mit einem aktiven Auswahlprozess behaftet. Man muss sich immer fragen, wo man investieren möchte, wie viel Schwankung man erträgt oder wie viel Anteil am Gesamtvermögen man investiert. Die individuelle Situation jedes Anlegers spielt immer eine sehr große Rolle.

Was ist eigentlich mit Gold bzw. Goldminenaktien in der aktuellen Lage?

Ahrens: Gold passt sich historisch gesehen der Inflation sehr gut an, aber nur auf lange Sicht! Wenn Sie beispielsweise die Inflation über die nächsten sechs Monate ausgleichen möchten, ist Gold aufgrund der möglichen Preisschwankungen keine gute Alternative.

Mehr als einen langfristigen Inflationsausgleich sollte der Anleger von Gold sowieso nicht erwarten. Der Nachteil von Gold ist, dass es nichts produziert und somit keine Gewinne und damit einhergehende Ausschüttungen hat. Eine Immobilie erzielt Mieteinnahmen, ein Unternehmen erstellt Produkte und erzielt (hoffentlich) Gewinne, Gold liegt „nur“ rum. Kurzfristig geht also die Hoffnung einher, dass zum Zeitpunkt X jemand kommt, der mir mehr für mein Gold gibt, als ich selbst bezahlt habe, ohne dass es dafür einen belastbaren Prozess gibt.

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