Wasserstoff: Hype oder Realität?

Wasserstoff: Hype oder Realität?


Das Thema „Wasserstoff“ bestimmt in immer stärkerem Maße die Medien. Nicht nur aufgrund der großen Anzahl neuer Projekte, sondern auch aufgrund der spektakulären Entwicklung vieler Wasserstoff-Aktien. Doch wie viel Treibstoff steckt aus technologischer als auch aus Anlegersicht tatsächlich in dem Thema? Ein kurzer Überblick.

In der Diskussion um die Reduzierung des CO2-Aussstoßes stand lange Zeit der Automobilsektor im Vordergrund, obwohl auch andere Industrie-zweige wie die Stahlindustrie einen hohen Verbrauch haben. Wer daher überwiegend deutsche Medien zur Verfolgung der Energiepolitik benutzt, dem entgeht, mit welcher Stärke andere Länder die Wasserstofftechnik vorantreiben. Allerdings darf nicht übersehen werden, dass in Deutschland das Thema mit der 2020 verabschiedeten Nationalen Wasserstoffstrategie mit mehr Nachdruck angegangen wird. Es stimmt dennoch bedenklich, dass es hierzu erst der Wirtschaftskrise durch das Coronavirus bedurfte. Die Pläne der Bundesregierung sind jedoch im Vergleich mit anderen Ländern eher bescheiden. Das kürzlich von privater Hand angestoßene Projekt „HyDeal“ in Spanien plant beispielsweise bis 2030 den Aufbau von bis zu 67 Gigawatt (GW) Elektrolysekapazitäten, während in Deutschland in der Wasserstoffstrategie lediglich 5 GW angedacht sind.

Ausländische Bahnunternehmen setzen bereits auf Wasserstoff

Die Förderung der Produktionsmöglichkeiten und Stärkung der Wertschöpfungskette der Wasserstofftechnologie kann allein durch Fördermaßnahmen nur begrenzt gestärkt werden. Es ist zusätzlich eine Stärkung der Marktaktivierung notwendig. Dies kann zum Beispiel durch den stärkeren Einsatz von kommunalen Verkehrsträgern (Dieseltriebwagen, Fuhrpark, Busse) durch klimafreundliche Technologien geschehen. Die französische Firma Alstom (ISIN: FR0010220475), die Schweizer Firma Stadler (ISIN: CH0002178181) und das spanische Bahnunternehmen CAF (ISIN: ES0121975009 ) verkaufen bereits Wasserstoff-Züge bzw. sind in Wasserstoff-Projekten involviert!

Größte Einsatzgebiete in Stahl- und Chemieindustrie

Das größte Potenzial ergibt sich jedoch neben dem Verkehrssektor in den energieintensiven Branchen der Chemie und Stahlerzeugung. Diese Branchen stehen vor einer besonders großen Herausforderung, da sie zur Erfüllung der Klimaschutzauflagen kontinuierlich ihre Effizienz steigern müssen. Hier setzt die Wasserstoff-Strategie der Bundesregierung an: Als Anreiz für Projekte zur Erzeugung von Wasserstoff garantiert die Bundesregierung, die Zusatzkosten für klimafreundlich produzierten Wasserstoff zu übernehmen. Andernfalls wäre klimaneutral produzierter Stahl auf den Weltmärkten nicht wettbewerbsfähig. Neben Skaleneffekten bedarf es zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit noch erheblicher Forschungsanstrengungen, um bei Leistungsdichte, Effizienz und Lebensdauer bessere Ergebnisse zu erzielen.

Einsatzgebiete von Wasserstoff in Europa 2020

Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie “Kosten und
Transformationspfade für strombasierte Energieträger”

Wasserstoff als Energieträger vielseitig einsetzbar

Was zeichnet nun die Bedeutung von Wasserstoff in der Energiewirtschaft besonders aus? Wasserstoff eignet sich für eine Reihe unterschiedlicher Anwendungen. An erster Stelle steht die Stromerzeugung, da bei Verwendung von grünem Wasserstoff keinerlei Umweltbelastung entsteht. Die Nutzung von Wasserstoff geht jedoch weit über die Stromerzeugung hinaus, da Wasserstoff auch als Medium für die Speicherung und den Transport genutzt werden kann.

Was muss der Anleger beachten?

Das hohe Potenzial von Wasserstoff hat die Investoren auf den Plan gerufen. Was muss der Anleger beachten und wie kann er bei der Auswahl vorgehen?

Erstens: Als grobe Vororientierung für die Aktienauswahl eignet sich zunächst die Liste der Mitglieder im Hydrogen Council (Hydrogen Council), die das Spektrum der bekannten Firmen gut, aber nicht vollständig abdeckt.

Firmenlogos aller Mitglieder des Hydrogen Councils
Übersicht mit den mehr als 100 Mitgliedern des Hydrogen Council, Stand Januar 2021; Quelle: Hydrogen Council

Zweitens: Der Anleger sollte so vorgehen, dass er oder sie idealerweise in diejenigen Unternehmen der Unternehmen investiert, die innerhalb der Wertschöpfungskette eine Schlüsselposition einnehmen bzw. eine möglichst hohe Markteintrittsbarriere haben.

Beispielhaft können hier die Hersteller von Elektrolyseanlagen genannt werden sowie die Hersteller von Bipolarplatten, die das Herzstück einer Brennstoffzelle darstellen. Bei der Elektrolyse können verschiedene technologische Ansätze unterschieden werden: Die Alkalische Elektrolyse, die PEM-Elektrolyse und die Hochtemperatur-Elektrolyse (SOEC). Insgesamt scheitert bei den entscheidenden Schritten der Wertschöpfungskette der Elektrolyse noch an einem zu niedrigen Automatisierungsgrad, da die Losgrößen zu gering sind.

Fazit: Wasserstoff ist eine Schlüsseltechnologie der Energiewende und eröffnet gerade für Deutschland neue Exportpotenziale. Bei weiter sinkenden Kosten durch Skaleneffekte wird die Wasserstofftechnologie einen signifikanten Beitrag zur Wirtschaftsleistung leisten. Insgesamt stimmt optimistisch, dass weltweit Förderprogramme aufgelegt werden und zum Klimaschutz mit Nachdruck an der Entwicklung der wirtschaftlichen Nutzung der Wasserstofftechnologie gearbeitet wird.

Aus Anlegersicht ist zu begrüßen, dass zwischen wichtigen Playern der Wasserstoffindustrie und Industrieunternehmen zunehmend Kooperationen bekannt werden. Optimistisch stimmt, dass wichtige Teile der Wertschöpfungskette aus dem Labor in die industrielle Produktion übertragen werden.

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