
Jetzt mit den "Dogs of the Dow" als Strategie auf Nachzügler setzen?
Lohnt es sich, an der Börse jene Aktien genauer anzuschauen, die im Vorjahr schwach abgeschnitten haben, also zum Beispiel die Verlierer im DAX oder Dow Jones waren (“Dogs of the Dow”)?
Frank Wieser: Auf Nachzügler zu setzen war in der Vergangenheit oft ein gutes Investment – allerdings ist es fraglich, ob das auch in der derzeitigen Phase gilt.
Bei antizyklischen Investments setzte man in normalen Konjunkturverläufen auf die Werte, die erst später von einem normalen Aufschwung profitieren würden. Beste Beispiele sind Unternehmen aus der Stahlindustrie oder Bankenbranche. Erst gegen Ende einer normalen Konjunkturphase konnte man mit solchen Aktien gutes Geld verdienen, während Wachstumswerte meistens eine beginnende Konjunkturerholung anführten. Würde man das auf die „Post-Corona-Zeit“ übertragen, dann sollten die klassischen Industriewerte jetzt Kaufkandidaten sein. Ob das aber diesmal richtig ist, kann bezweifelt werden. Corona hat zu einem atypischen Konjunkturzyklus geführt, in dem sich die Nachfragemuster erheblich geändert haben. Digitale Marktplätze, grüne Technologien oder Meetingapps stehen im Vordergrund.
So wie es aussieht wird es seitens der Verbraucher kein Zurück in die alte Welt geben. Unternehmen, bei denen Homeoffice gut funktioniert hat, werden eher ihre Gebäude entmieten und ihre Mitarbeiter zu Hause besser technologisch ausrüsten.
Das bedeutet, dass der „normale Nachzügler“ in der kommenden Aufschwungphase ein Nachzügler bleiben wird. Trotzdem wird es eine gewisse Normalisierung bei einigen Werten wie z.B. Lufthansa (ISIN: DE0008232125) oder TUI (ISIN: DE000TUAG000) geben, was Kurspotential eröffnet – Überflieger werden diese Titel aber nicht werden.
Würden Sie eine solche Strategie selbst anwenden?
Wieser: Jetzt konsequent auf Nachzügler zu setzen, ist keine brauchbare Strategie. Das würde ja bedeuten, dass der kommende Konjunkturaufschwung nach alten Mustern verläuft, was auszuschließen ist. Das weltweite Wachstums wird deutlich asynchroner verlaufen, einige Unternehmen müssen finanziell erst wieder auf die Beine kommen und die Nachfragemuster haben sich seitens der Verbraucher deutlich verschoben. Viel eher sollte man auf eine Art „Konsumrallye“ setzen, wenn das Leben wieder halbwegs normal verläuft. Verbraucher dürften sich dann wieder an größere Ausgaben und teurere Reisen herantrauen und entsprechend Geld ausgeben.
Was sagt die erste Handelswoche über deren möglichen Erfolg?
Wieser: Zumindest ist die Börse nicht von einer Nachzüglerstrategie überzeugt. Die typischen Nachzügler wie Lufthansa, TUI oder Thyssen (ISIN: DE0007500001) haben sich in Summe kaum bewegt. Es gab intraday erhebliche Kursausschläge, was auch zeigt wie schwierig es ist, genau auf die richtige Aktie zu setzen. Erst mit dem Fortschreiten der Impfungen und einer gewissen wirtschaftlichen Stabilisierung kann man sich an solche Werte herantrauen – als Beimischung sind sie dann geeignet, als komplette Investitionsstrategie weniger.
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