
Depotabsicherung: "Am besten schon beim Aktienkauf auf die Korrelation achten"
Herr Wieser, welche Absicherungsstrategien gibt es, die insbesondere für Privatanleger geeignet sind?
Frank Wieser: Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten. Aber nur wenige sind für den Privatanleger geeignet. Besonders effiziente Absicherungsstrategien sind Stopp-Loss, Korrelationsstrategien und der Kauf von Puts. Beim Stopp-Loss legt der Anleger ein Verkaufslimit nach eigenem Ermessen unter die aktuellen Kurse. Wird das Limit verletzt, werden automatisch die Werte verkauft. So einleuchtend das klingt, so schwierig ist die Umsetzung in der Praxis. Wo genau soll das Limit liegen und wann steigt der Anleger wieder ein? Geeigneter ist der Kauf eines Short-ETFs. Diese Art von Indexfonds reagieren auf fallende Indexkurse. Man kann also beispielsweise mit einem DAX-Short-ETF das Depot komplett gegen den Rückgang des DAX absichern.
Können Sie uns eine Absicherungsstrategie an einem Beispiel näher erläutern?
Wieser: Einfach und effizient ist es, schon beim Erwerb von Aktien auf die wechselseitige Beziehung zum Index oder zu anderen Aktien zu achten. Das nennt man in der Fachsprache Korrelation. Eine Korrelation von 1 bedeutet, dass die Aktie sich genau wie der Index verhält, also in Krisenzeiten auch genau so fällt. So gibt es im DAX beispielsweise Titel, die sehr eng mit dem Index verbunden sind. Gleichzeitig gibt es Aktien, die eher ein Eigenleben führen. Mit beispielsweise Siemens, BASF und Telekom liegt man viel näher am Index als mit Beiersdorf, Fresenius und Vonovia. Die Mischung ist also entscheidend.
Was muss ich tun, um nicht nur Verluste zu begrenzen, sondern in der Krise den Wert meines Depots steigern zu können?
Wieser: Am besten investiert man in wenige weltweite Indizes und sichert diese gleichzeitig mit Short-ETFs teilweise ab. Allerdings sollte die Absicherung nicht komplett erfolgen. So könnte ein Anleger z.B. für 10.000 Euro einen DAX-ETF kaufen und für weitere 8.000 Euro ein DAX-Short-ETF. Das eingesetzte Kapital beläuft sich auf 18.000 Euro. Die Absicherung entspricht damit 80 Prozent.
Gibt es Fonds oder ETFs, die Sie gerade in Krisenzeiten für Privatanleger empfehlen können?
Wieser: Es gibt einige Aktienfonds, die ihre Anlagequoten sehr aktiv steuern oder eingebaute Absicherungskonzepte haben. Beispielsweise richten viele Fonds der Fondsgesellschaft TBF aus Deutschland ihre Anlagequote an kurzfristigen technischen Indikatoren aus. Da kann ein Aktienfonds auch mal zur Hälfte in Barmittel investiert sein. Der Fonds TBF „Attila“ liegt seit Jahresanfang sogar im Plus. Der „Prudent Capital“ der Fondsgesellschaft MFS hingegen arbeitet mit einer permanenten Absicherung. Dabei verzichtet der Anleger zwischenzeitlich auf Rendite. Dafür bekommt er jedoch eine eingebaute Absicherung.
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