
Qualitätsaktien überdauern Volatilität
Qualitativ hochwertige Unternehmen zeichnen sich durch nachhaltige Wettbewerbsvorteile aus, die es ihnen ermöglichen, ihre Konkurrenten auf Abstand zu halten und ihre Rentabilität über lange Zeiträume hinweg zu sichern. Solche Unternehmen verfügen über strukturelle Stärken, die tief in ihrem Geschäftsmodell verankert sind und ihnen helfen, auch in schwierigen Marktphasen stabil zu bleiben.
Qualität zeigt sich in Zahlen
Die Identifikation solcher Unternehmen ist jedoch komplex. Es gibt nicht die eine Kennzahl, die allein Aufschluss über die Attraktivität eines Unternehmens gibt oder Erfolg garantiert. Vielmehr ist eine fundierte quantitative und qualitative Bewertung entscheidend.
- Auf der quantitativen Seite geht um die Bilanzqualität – etwa mit Blick auf Goodwill-Positionen, Verschuldungsgrad und Kapitalflussrechnung.
- Die qualitative Analyse rückt den jeweiligen Markt, das Angebots-Nachfrage-Verhältnis, Marktanteile, die Wettbewerbslandschaft sowie mögliche wirtschaftliche Schutzmechanismen (ökonomischer Burggraben) in den Fokus.

Diese Faktoren schlagen sich idealerweise in belastbaren Zahlen nieder. Besonders aussagekräftig ist die Entwicklung der Bruttomarge über verschiedene Konjunkturzyklen hinweg. Eine dauerhaft hohe Marge deutet auf eine starke Marktstellung und Preissetzungsmacht hin.
Ebenso wichtig ist der Return on Invested Capital (ROIC), der zeigt, wie effizient ein Unternehmen sein eingesetztes Kapital in Gewinne umwandelt. Ein ROIC von über 15 % über längere Zeiträume hinweg kann ein Hinweis auf strukturelle Wettbewerbsvorteile sein.
Neben Rentabilität ist ein stetiges, belastbares Wachstum entscheidend. Unternehmen, die ihre Umsätze und Gewinne über Jahre hinweg kontinuierlich steigern – unabhängig von konjunkturellen Schwankungen – verfügen meist über robuste Geschäftsmodelle und eine nachhaltige Nachfrage. Diese Stabilität bildet die Grundlage für steigende Erträge, solide Kapitalrenditen und finanzielle Sicherheit.
Ein aktuelles Beispiel für ein solches Unternehmen ist ASML (ISIN: NL0010273215) aus den Niederlanden. Trotz geopolitischer Unsicherheiten und technologischer Veränderungen bleibt ASML mit seiner EUV-Technologie nahezu konkurrenzlos und ist unverzichtbar für die moderne Chipproduktion. Die hohe Qualität des Unternehmens zeigt sich in überdurchschnittlichen Margen und einer starken Marktstellung. Zwar geriet die Aktie zuletzt unter Druck, doch die langfristigen Wachstumsperspektiven bleiben intakt.
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Hohe Dividende ist nicht gleich Qualität
Gerne werden auch die sogenannten US-Dividendenaristokraten zu den Qualitätsunternehmen gerechnet. Doch nicht jedes Unternehmen mit stabiler Dividende ist automatisch ein Qualitätsunternehmen. Viele sogenannte Dividendenaristokraten – etwa aus der Ölbranche – bieten zwar verlässliche Ausschüttungen, zeigen aber nur geringes Wachstum und verfügen nicht über nachhaltige Wettbewerbsvorteile.
Sicher: Hochwertige Unternehmen werden oft mit einem Bewertungsaufschlag gehandelt. Dieser ist jedoch gerechtfertigt, wenn das Geschäftsmodell krisenresistent ist und langfristiges Wachstumspotenzial bietet.
Die geografische Herkunft eines Unternehmens ist dabei zweitrangig. Denn Qualität kennt keine Grenzen. Ob Europa, USA oder eine andere Region – entscheidend sind die fundamentalen Eigenschaften. Wer in Unternehmen mit klaren Wettbewerbsvorteilen, solider Finanzstruktur und nachhaltigem Wachstum investiert, sollte den Blick über Regionen hinweg richten, sich weniger von Indexzugehörigkeit oder geografischen Etiketten leiten lassen, sondern stärker auf die tatsächliche Unternehmensqualität achten.