Qualitätsaktien überdauern Volatilität

Qualitätsaktien überdauern Volatilität


Qualitätsunternehmen besitzen nachhaltige Wettbewerbsvorteile und bieten in volatilen Zeiten Stabilität. Ihre robusten Geschäftsmodelle und Ertragskraft machen sie zu attraktiven Investitionsmöglichkeiten.

Qualitativ hochwertige Unternehmen zeichnen sich durch nachhaltige Wettbewerbsvorteile aus, die es ihnen ermöglichen, ihre Konkurrenten auf Abstand zu halten und ihre Rentabilität über lange Zeiträume hinweg zu sichern. Solche Unternehmen verfügen über strukturelle Stärken, die tief in ihrem Geschäftsmodell verankert sind und ihnen helfen, auch in schwierigen Marktphasen stabil zu bleiben.

Um solche Unternehmen zu identifizieren, sollten fünf Eigenschaften berücksichtigt werden:

  1. Ein zentrales Merkmal sind sogenannte Wechselkosten. Sie entstehen, wenn Kunden beim Anbieterwechsel nicht nur finanzielle, sondern auch zeitliche, organisatorische oder psychologische Hürden überwinden müssen. Solche Barrieren binden Kunden an ein Unternehmen und verleihen diesem Preismacht.
  2. Ebenso wichtig sind immaterielle Vermögenswerte wie Markenbekanntheit, Patente oder Lizenzen. Auch wenn sie schwer zu quantifizieren sind, können sie Wettbewerber daran hindern, Produkte zu kopieren, oder ermöglichen es, höhere Preise durchzusetzen.
  3. Netzwerkeffekte steigern den Wert eines Produkts mit wachsender Nutzerbasis. Je mehr Menschen ein Produkt oder eine Dienstleistung nutzen, desto wertvoller wird es für jeden einzelnen Nutzer. Dieser Effekt ist besonders bei Plattformunternehmen zu beobachten.
  4. Kostenvorteile ermöglichen es Unternehmen, günstiger zu produzieren und dadurch ihre Gewinne zu erhöhen oder Konkurrenten zu unterbieten.
  5. Schließlich spielen Skaleneffekte eine Rolle: Mit zunehmender Produktionsmenge sinken die durchschnittlichen Kosten pro Einheit, was die Wettbewerbsfähigkeit weiter stärkt.

Qualität zeigt sich in Zahlen

Die Identifikation solcher Unternehmen ist jedoch komplex. Es gibt nicht die eine Kennzahl, die allein Aufschluss über die Attraktivität eines Unternehmens gibt oder Erfolg garantiert. Vielmehr ist eine fundierte quantitative und qualitative Bewertung entscheidend.

  • Auf der quantitativen Seite geht um die Bilanzqualität – etwa mit Blick auf Goodwill-Positionen, Verschuldungsgrad und Kapitalflussrechnung.
  • Die qualitative Analyse rückt den jeweiligen Markt, das Angebots-Nachfrage-Verhältnis, Marktanteile, die Wettbewerbslandschaft sowie mögliche wirtschaftliche Schutzmechanismen (ökonomischer Burggraben) in den Fokus.
Petra Ahrens, Vorständin von Maiestas Vermögensmanagement
Petra Ahrens: Woran erkenne ich eine gute Aktie?
Laut dem Deutschen Aktieninstitut haben im vergangenen Jahre 12,3 Millionen Bundesbürger:innen in Aktien, Aktienfonds und ETFs investiert. Im Vergleich zu 2022 ist die Zahl der Aktieninvestoren aber um mehr als 570.000 gesunken. Wir tun uns also immer noch schwer mit dem Thema Aktien. Warum ist das so und woran erkennt ein Anleger eigentlich eine gute Aktie? Antworten darauf gibt Petra Ahrens, Vorständin der MAIESTAS Vermögensmanagement in Köln im V-CHECK Podcast.

Diese Faktoren schlagen sich idealerweise in belastbaren Zahlen nieder. Besonders aussagekräftig ist die Entwicklung der Bruttomarge über verschiedene Konjunkturzyklen hinweg. Eine dauerhaft hohe Marge deutet auf eine starke Marktstellung und Preissetzungsmacht hin.

Ebenso wichtig ist der Return on Invested Capital (ROIC), der zeigt, wie effizient ein Unternehmen sein eingesetztes Kapital in Gewinne umwandelt. Ein ROIC von über 15 % über längere Zeiträume hinweg kann ein Hinweis auf strukturelle Wettbewerbsvorteile sein.

Neben Rentabilität ist ein stetiges, belastbares Wachstum entscheidend. Unternehmen, die ihre Umsätze und Gewinne über Jahre hinweg kontinuierlich steigern – unabhängig von konjunkturellen Schwankungen – verfügen meist über robuste Geschäftsmodelle und eine nachhaltige Nachfrage. Diese Stabilität bildet die Grundlage für steigende Erträge, solide Kapitalrenditen und finanzielle Sicherheit.

Ein aktuelles Beispiel für ein solches Unternehmen ist ASML (ISIN: NL0010273215) aus den Niederlanden. Trotz geopolitischer Unsicherheiten und technologischer Veränderungen bleibt ASML mit seiner EUV-Technologie nahezu konkurrenzlos und ist unverzichtbar für die moderne Chipproduktion. Die hohe Qualität des Unternehmens zeigt sich in überdurchschnittlichen Margen und einer starken Marktstellung. Zwar geriet die Aktie zuletzt unter Druck, doch die langfristigen Wachstumsperspektiven bleiben intakt.

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Hohe Dividende ist nicht gleich Qualität

Gerne werden auch die sogenannten US-Dividendenaristokraten zu den Qualitätsunternehmen gerechnet. Doch nicht jedes Unternehmen mit stabiler Dividende ist automatisch ein Qualitätsunternehmen. Viele sogenannte Dividendenaristokraten – etwa aus der Ölbranche – bieten zwar verlässliche Ausschüttungen, zeigen aber nur geringes Wachstum und verfügen nicht über nachhaltige Wettbewerbsvorteile.
Sicher: Hochwertige Unternehmen werden oft mit einem Bewertungsaufschlag gehandelt. Dieser ist jedoch gerechtfertigt, wenn das Geschäftsmodell krisenresistent ist und langfristiges Wachstumspotenzial bietet.

Die geografische Herkunft eines Unternehmens ist dabei zweitrangig. Denn Qualität kennt keine Grenzen. Ob Europa, USA oder eine andere Region – entscheidend sind die fundamentalen Eigenschaften. Wer in Unternehmen mit klaren Wettbewerbsvorteilen, solider Finanzstruktur und nachhaltigem Wachstum investiert, sollte den Blick über Regionen hinweg richten, sich weniger von Indexzugehörigkeit oder geografischen Etiketten leiten lassen, sondern stärker auf die tatsächliche Unternehmensqualität achten.

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