
Einfach umdrehen: Im Ruhestand wird aus dem Wertpapier-Sparplan ein Auszahlplan
Trotz der beeindruckenden Effekte hat es einige Zeit gedauert, bis der Wertpapier-Sparplan die Anerkennung erlangte, die er verdient. Immer mehr Menschen erkennen heute die Vorteile des regelmäßigen Sparens und den positiven Einfluss des Cost-average-Effekts auf das Rendite-Risiko-Profil. Während diese Erkenntnisse Anlegern während der Ansparphase Orientierung bieten, stellt die Entnahmephase viele vor große Herausforderungen. Denn während der Wertpapier-Sparplan in der Ansparphase seine Vorteile bereits unter Beweis gestellt hat, bleibt die Frage: Wie geht man mit einem langfristigen Liquiditätsbedarf um?
Ein häufiger Fehler ist es, dass Anleger im Ruhestand plötzlich risikoreiche Anlagen aus ihrem Portfolio streichen möchten. Doch selbst der letzte Euro vor dem Ruhestand hat, bedenkt man die durchschnittliche Lebenserwartung, oft noch einen Anlagehorizont von mehr als 20 Jahren. Die Frage, wie man also dauerhaft Liquiditätsbedarf deckt, bei einem Anlagehorizont von Monaten bis zu mehreren Jahrzehnten, ist entscheidend.
Eine naheliegende Lösung ist es, das Konzept des Sparplans umzudrehen und regelmäßig Geld aus dem Portfolio zu entnehmen. Um die Funktionsweise solcher Auszahlungspläne zu veranschaulichen, bieten sich historische Daten alter Fonds an, die unverfälschte Einblicke in unterschiedliche Marktphasen geben.
Ein herausragendes Beispiel ist der älteste deutsche Aktienfonds Fondak, der seit den 1950er-Jahren besteht. Ohne Steuerbetrachtung konnte gezeigt werden, dass Fondak eine Entnahme über einen Zeitraum von 20 Jahren ermöglicht hat, ohne das Kapital vorzeitig zu erschöpfen. Diese Daten verdeutlichen die Möglichkeiten eines Auszahlplans, zeigen aber auch die Grenzen auf, wenn Marktbedingungen ungünstig sind.
Es ist essentiell, dass Anleger auf Diversifikation, Effizienz und Disziplin setzen. Denn die Volatilität, die aus der gewählten Strategie resultiert, kann die Nerven strapazieren und dazu verleiten, von einem langfristigen Plan abzuweichen. Die Auswirkungen eines theoretisch bedachten Verlusts auf das reale Vermögen werden oft unterschätzt, ebenso wie die Notwendigkeit, Rücklagen für zukünftige Steuerzahlungen zu berücksichtigen.
Diese Überlegungen zeigen, dass ein ausgewogener Ansatz und eine langfristige Perspektive für Anleger entscheidend sind, die sowohl während der Anspar- als auch der Entnahmephase ihres Vermögens erfolgreich sein möchten.
Beispiel eines Auszahlplans aus dem ältesten deutschen Aktienfonds “Fondak”
Start | Ende | Anlage* | Entnahme mtl. | Entnahme ges. | Endwert ** |
---|---|---|---|---|---|
01.01.1951 | 31.12.1970 | 100.000 € | 500 € | 120.000 € | 1.100.872 € |
01.01.1952 | 31.12.1971 | 100.000 € | 500 € | 120.000 € | 535.982 € |
01.01.1953 | 31.12.1972 | 100.000 € | 500 € | 120.000 € | 938.450 € |
01.01.1954 | 31.12.1973 | 100.000 € | 500 € | 120.000 € | 676.985 € |
01.01.1955 | 31.12.1974 | 100.000 € | 500 € | 120.000 € | 360.644 € |
01.01.1956 | 31.12.1975 | 100.000 € | 500 € | 120.000 € | 392.829 € |
01.01.1957 | 31.12.1976 | 100.000 € | 500 € | 120.000 € | 432.734 € |
01.01.1958 | 31.12.1977 | 100.000 € | 500 € | 120.000 € | 384.213 € |
01.01.1959 | 31.12.1978 | 100.000 € | 500 € | 120.000 € | 202.684 € |
01.01.1960 | 31.12.1979 | 100.000 € | 500 € | 120.000 € | 50.229 € |
01.01.1961 | 31.12.1980 | 100.000 € | 500 € | 120.000 € | 424 € |
01.01.1962 | 31.12.1981 | 100.000 € | 500 € | 120.000 € | 11.465 € |
*Anlage in den Fonds Fondak (ältester dt. Fonds wg. Datenreihe)
** Endwert nach Kosten, vor Steuern, nach Auszahlungen