Kunst als Geldanlage: Attraktive Renditemöglichkeit oder doch nur etwas für Sammler?

Kunst als Geldanlage: Attraktive Renditemöglichkeit oder doch nur etwas für Sammler?


Mit Kunst reich werden. Davon träumt jeder Anleger, wenn er von sensationellen Auktionsergebnissen hört, die es selbst in die Abendnachrichten schaffen. Dies vermittelt den Eindruck, dass jeder Käufer mit Kunst automatisch hohe Renditen erzielen könne. Manuela Scheubel: Mit Kunst reich werden. Davon träumt jeder Anleger, wenn er von sensationellen Auktionsergebnissen hört, die es selbst in die Abendnachrichten schaffen. Dies vermittelt den Eindruck, dass jeder Käufer mit Kunst automatisch hohe Renditen erzielen könne. Der „Renditemotor“ sei quasi in jedes Werk eingebaut. Ganz sicher ist Kunst per se eine spannende, emotionale und ästhetische Geldanlage. Doch nicht jeder Kunstkauf ist zwingenderweise ein gutes Investment.

Kunst umgibt den Nimbus eines guten oder sehr guten Investments. Stimmt das?

Manuela Scheubel: Mit Kunst reich werden. Davon träumt jeder Anleger, wenn er von sensationellen Auktionsergebnissen hört, die es selbst in die Abendnachrichten schaffen. Dies vermittelt den Eindruck, dass jeder Käufer mit Kunst automatisch hohe Renditen erzielen könne. Der „Renditemotor“ sei quasi in jedes Werk eingebaut. Ganz sicher ist Kunst per se eine spannende, emotionale und ästhetische Geldanlage. Doch nicht jeder Kunstkauf ist zwingend ein gutes Investment.

Kunst ist dann ein gutes Investment, wenn man – wie übrigens bei jeder anderen Anlageklasse – Regeln beachtet. Denn der Kunstmarkt ist geteilt in die Premiumklasse und den Rest. Die Aussicht auf hohe Renditen ist in dieser Premiumklasse ungleich höher. Deshalb kommt es darauf an, genau dort zu investieren. Als Einstiegspreis pro Werk kann hier ein hoher fünfstelliger Betrag genannt werden.

Können die Wertsteigerungen von Gemälden oder Skulpturen mit der von Aktien und Gold mithalten? 

Scheubel: In der Masse sicher nicht. Es muss immer auf die Qualität der Künstler und des Werks geachtet werden. Bei Werken von den angesehensten und bekanntesten Künstlern (Blue Chip Art) gibt es eine Reihe von preisbildenden Faktoren, die berücksichtigt werden sollten:

Ist der Künstler schon im Sekundärmarkt angekommen, wird er dort beständig (Track Record) gehandelt und ist er bestenfalls global als „Marke“ anerkannt? Sind seine Werke in wichtigen Museen, Sammlungen und wird sein Werk in Ausstellungen gezeigt? Wie ist die Provenienz, also wer hat das Werk bislang besessen, und ist diese lückenlos? Je mehr dieser Einzelfaktoren in Summe gegeben sind, umso positiver wirkt sich das auf den Wert aus. Nicht außer Acht lassen sollte man schon zu Beginn seines Investments die Frage nach der Liquidierbarkeit und den damit verbundenen Schritten und einhergehenden Kosten. Theoretische Wertentwicklungen von Künstlern und deren Werke auf dem Papier sind das eine – aber erst mit dem erfolgreichen Verkauf kann Bilanz gezogen werden.

Ein guter Indikator für die Performance von Kunst ist der Artprice 100© Index, welcher als Portfolio von Kunstwerken konzipiert ist, das die hundert verkaufsstärksten Künstler auf dem Kunstmarkt repräsentiert. Die Rendite des Portfolios lag im Jahr 2023 mit 1,55 Prozent zwar unter dem seit 2000 verzeichneten Jahresdurchschnitt von 10 Prozent, beweist jedoch, dass die Werke erstklassiger Künstler auch in Zeiten der Korrektur des Kunstmarktes an Wert gewinnen. Denn seit 2023 haben wir einen Käufermarkt. Diese Verschiebung hat zu Folge, dass das High-End-Segment gebremst wird. Der Grund: Es sind nicht mehr so viele Werke verfügbar, die mehrere Millionen Euro erzielen und damit den Markt befeuern können.

Ein weiterer guter Index für den Kunstmarkt ist der Sotheby’s Mei Moses Indices, der langfristige Daten über Kunstkäufe und -verkäufe aufbaut und die jährlichen Erträge misst. Von 1950-2021 errechnet dieser Index eine jährliche Wachstumsrate von beachtlichen 8,5 Prozent.

Gibt es für Menschen mit mittlerem Einkommen und Gesamtvermögen Möglichkeiten, in Kunst zu investieren?

Scheubel: Durchaus. So sind z.B. Papierarbeiten (Zeichnungen und Drucke) in der Regel günstiger als die Gemälde eines Künstlers. Sie können ein faszinierender Einstieg in die Welt der Kunst sein.

Es könnten aber auch andere Sammelgebiete von einem Lieblingskünstler sein. So hat Pablo Picasso auch viele Keramiken entworfen, welche in kleinen Serien hergestellt wurden und schon für vier- und niedrige fünfstellige Preise erstanden werden können. Auch Künstlereditionen, also Werke, die seriell in Auflagen vom Künstler hergestellt werden, bieten Menschen mit kleineren Budgets Einstiegsmöglichkeiten bei Top-Künstlern.

Daneben ist seit einer Dekade eine Verknüpfung des Kunstmarkts mit neuen Objektgruppen wie Luxushandtaschen oder Uhren zu beobachten. Sind hier die Kriterien einer internationalen Luxus-Marke erfüllt, weckt dies die Begehrlichkeit einer globalen wachsenden und vermögender Käuferschaft. Das sichert Preisstabilität.

Weiter gibt es seit einigen Jahren Unternehmen und Handelsplattformen, die die Möglichkeit der Fractional Ownership über Art Shares oder Tokenisierung für eine breitere Anlegerschaft mit kleinen Anlagebeträgen bieten. Analog zum Aktienmarkt, der den anteiligen Erwerb an Unternehmen ermöglicht, ist dieses Prinzip auf den Kunstmarkt übergesprungen. Innovative Online-Plattformen erlauben es nun jedem Menschen – unabhängig von Budget und finanziellen Ressourcen – in Anteile an Blue Chip Art eines Top-Künstlers oder Sammelgebiets zu investieren.

Es gilt: Ob Einzelwerk oder Token, die Selektion des „richtigen“ Kunstwerkes und der Einstandspreis, also die professionelle Asset-Allokation, sind in beiden Fällen essenziell. Die Herausforderung ist also die gleiche. Auch mögliche versteckte Kosten bei den jeweiligen Anbietern sind zu beachten.

Was die Tragfähigkeit der Geschäftsmodelle und Investitionsmöglichkeiten angeht, ist wie immer bei disruptiven Marktveränderungen abwartende Vorsicht geboten. Denn hier treffen zwei Hypes zusammen, die Anleger anziehen – Tokenisierung und Alternative Investments. Wo Chancen beim Investieren locken, darf man auf dem Risikoauge nicht blind sein. Es muss sich zeigen, ob weitere Regulierungen für diesen Markt erforderlich sind und ob die Geschäftsmodelle der einzelnen Anbieter nachhaltig am Markt Bestand haben.

Dies zeigt der Vergleich mit dem Hype um Krypto- oder NFT-Kunst: Gab es in 2021 sensationelle Verkäufe und eine wahre Hysterie, spricht heute kaum jemand mehr davon. Man weiß heute, dass die damaligen Spitzenergebnisse durch manipulative Marktinsider als Blase getrieben wurden. Statt Sammlern hatten sich vor allem Spekulanten für die digitalen Werke begeistert.

Welche Kosten werden gerne mal übersehen? 

Scheubel: Wer sich nicht im Kunstmarkt auskennt, tut gut daran, sich professioneller Beratungsexpertise zu bedienen, die mit Kosten verbunden ist. Beim Kauf über eine Auktion ist zu berücksichtigen, dass zum Zuschlagspreis noch das sogenannte Aufgeld kommt. In Deutschland ist bei Kunstmarkttransaktionen unter Umständen noch die Folgerechtsabgabe zu beachten. Sie steht dem noch lebenden Künstler oder seinen Erben bis zu 70 Jahre nach dem Ableben des Künstlers als Beteiligung am Weiterverkauf zu. Die Abgabe ist degressiv gestaffelt und bei 12.500 Euro gedeckelt.

Nachdem Sie ein Kunstwerk gekauft haben, übernehmen Sie Verantwortung für ein Stück Kulturgut und den Werterhalt. Die Werke sind zu versichern, gegebenenfalls speziell zu lagern oder z.B. bei Umzügen mit professionellen Kunsttransporten zu befördern. Zudem werden unter Umständen Kosten für die Reinigung, Restaurierung und eine neue Rahmung eines Werks fällig. Es können für die Bewertung von Kunstwerken Expertisen oder Wertgutachten notwendig werden, beispielsweise wenn es um erbschaftsteuerliche Fragen bei Nachlässen oder um den Wiederverkauf geht. Das sind die Kosten, die Käufern in der Regel genannt werden und die gemeinhin auch bekannt sind.

Häufig nicht beachtet werden eventuelle Kosten beim Verkauf, also beim Exit aus dem Investment, welche den möglichen Gewinn schmälern. Hier sind mögliche Verkaufskommissionen – z.B. bei der Veräußerung über Auktionshäuser – oder Rechtskosten für Verträge zu nennen. Um diese möglichst niedrig zu halten, ist professionelle Hilfe angeraten, damit das Kunstinvestment ein gutes Ende findet.

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