Börsengehandelte Bitcoin-Fonds in USA zugelassen: Was bedeutet das für den Bitcoin?

Börsengehandelte Bitcoin-Fonds in USA zugelassen: Was bedeutet das für den Bitcoin?


Die US-Börsenaufsicht hat einen neuen börsengehandelte Bitcoin-ETF genehmigt. Was das für den Bitcoin und andere Kryptowährungen bedeutet und wie auch Privatanleger davon profitieren können, erklärt Vermögensverwalter Ingo Fischer.
Ingo Fischer, Vermögensverwalter bei der Bayerische Vermögen AG, München
Ingo Fischer ist Vermögensverwalter bei der Bayerische Vermögen AG in München

Die US-Wertpapieraufsicht SEC hat Anfang Januar 2024 den Weg für börsengehandelte Bitcoin-Fonds (ETF) freigemacht. Was bedeutet das für den Bitcoin?

Ingo Fischer: Nachdem sich die US-Börsenaufsicht SEC über mehrere Jahre hinweg gegen bestimmte Anlagemöglichkeiten in die bekannteste Digitalwährung Bitcoin gesträubt hat, wurden nun sogenannte Spot-ETFs (Exchange Traded Funds) auf Bitcoin zugelassen.

Der Spot-ETF ist als Alternative für Investoren gedacht, die nicht über eine Krypto-Börse direkt in Bitcoins investieren möchten und die Mühe scheuen ein spezielles Konto bei einer Krypto-Börse zu eröffnen.  Unter einem „Spot“-Markt, auch Kassa- oder Effektivmarkt genannt, ist ein Markt für der internationalen Waren, an dem Geschäfte gegen sofortige Bezahlung und alsbaldige Lieferung – die sogenannten Effektivgeschäfte – getätigt werden. Solche Spotmärkte gibt es für Wertpapiere wie Aktien, für Rohstoffe wie Erdöl oder auch für Energie wie Strom und für Währungen. Dort werden in Sekundenbruchteilen ständig neue und verbindliche Kurse für die Basiswerte gestellt und abgerechnet.

Durch das neu eingeführte Spot-Bitcoin ETF läuft der Handel also ähnlich ab wie z.B. bei herkömmlichen Rohstoffen – direkt und quasi in Echtzeit mithilfe zentraler Notierungen, die es vorher so nicht gab.

Der Handel wird sicherer und transparenter, auch weil er mit Kapital und Bitcoins unterlegt sein muss. Das heißt, Anbieter der neuen Bitcoin-ETFs sollten tatsächlich auch Zugriff auf die Kryptowährung haben und müssten notfalls auch “liefern” können.

Diese Ausweitung des Handels könnte einen Nachfrageschub auslösen und den Kurs nach oben treiben, weil das Angebot wegen der Verschlüsselung des Bitcoins ja immer begrenzt ist.

Das macht die Kryptowährung nicht nur für kleine Privatanleger, sondern auch für institutionelle Großinvestoren wie Banken, Versicherungen oder Vermögensverwalter interessanter. Somit wird es auch für normale Anleger einfacher in Bitcoin zu investieren, zumindest in den USA.

Was ändert sich für Kryptowährungen allgemein?

Fischer: Über den Bitcoin hinaus kann mit einem weiteren Nachfrageschub nach Kryptowährungen gerechnet werden. Um so erfolgreicher die Einführung der Bitcoin-Spot-ETFs wird, um so lauter werden die Stimmen sein, die ähnliche Produkte für andere prominente Kryptowährungen fordern. Nach Bekanntgabe der Zulassung ist z.B. der Kurs der ebenfalls bekannten Kryptowährung Ethereum deutlich angestiegen.


Kryptowährungen wie Bitcoins oder Ethereum sind eine heiße, aber auch umstrittene Geldanlage. Die Befürworter schwärmen von der Unabhängigkeit von Notenbanken und staatlichen Einflüssen. Die Gegner warnen vor einer unkontrollierbaren Macht, die ganze Nationen destabilisieren könnte. Angesichts der jüngsten Pleite- und Betrugsfälle rund um Kryptowährungen stellt sich die Frage, ob die Digitalwährungen trotzdem für Anleger interessant sind. Uwe Zimmer, Geschäftsführer der z-invest GmbH in Köln beschäftigt sich seit Jahren mit Kryptowährungen und gibt im V-Check Podcast Antworten rund um Bitcoin & Co.


Was bildet der ETF ab?

Fischer: Mit einem sogenannten ETF („Exchange Traded Fund“) oder zu Deutsch “börsengehandelter Fonds“ wird normalerweise ein bestimmter Börsen-Index nachgebildet, wie z.B. der deutsche Aktienindex DAX. Die neuen Bitcoin-ETF bilden nun aber keinen Index ab, sondern spiegeln die Preisentwicklung des Bitcoins wider. Hierdurch wird es für Investoren in den USA einfacher, in den Bitcoin zu investieren.

Da es sich bei dem neuen Finanzprodukt um ein Spot-ETF handelt, ist eine Anforderung, dass das ETF mit Kapital und Bitcoins hinterlegt sein muss – Anbieter müssten im Notfall sogar Bitcoin liefern. Durch diese notwendige Hinterlegung wird erwartet, dass bis zu einem Prozent Bitcoin demnächst in diesen neuen Geldanlagen enthalten bzw. hinterlegt sein könnte. Umgerechnet würde das bedeuten, dass viele Milliarden Dollar an Anlegergeld zusätzlich in die Kryptowährung fließen.

Warum gibt es Kritik an der Genehmigung?

Fischer: Trotz der Genehmigung für die Notierung und den Handel mit bestimmten Spot-Bitcoin ETF, ist selbst die US-Aufsichtsbehörde SEC kein Verfechter der Kryptowährung und befürwortet Bitcoin nicht als offizielle (Alternativ-)Währung. Anleger sollten weiterhin vorsichtig sein, was die unzähligen Risiken angeht, die mit Bitcoin und Produkten, deren Wert an Kryptowährungen gebunden ist, verbunden sind. An der grundsätzlichen Einschätzung, dass die Kryptowährung vor allem einen spekulativen Wert hat und auch für Kriminalität genutzt werde, wird auch die Einführung des Spot-ETFs zunächst wenig ändern.

Die Einführung des neuen Produkts erleichtert den Einstieg der traditionellen Finanzwirtschaft (Banken und Versicherungen) in den Bitcoin-Markt, somit ist hier mit erhöhter Nachfrage zu rechnen und womöglich auch mit Kurssteigerungen. Die Aufmerksamkeit seitens der traditionellen Finanzwirtschaft wird von einigen Kritikern skeptisch beäugt, da „Bitcoin“ ursprünglich als Antwort auf die Finanzkrise entstand, für die traditionelle Geldhäuser verantwortlich waren.

Gibt es hierzulande bald ein ähnliches Produkt?

Fischer: Die Wahrscheinlichkeit, dass es zeitnah ein vergleichbares Produkt auch in Deutschland gibt, ist gering. Zu hoch erscheinen die regulatorischen Hindernisse für eine Einführung. Beispielsweise darf laut europäischen Vorgaben („Wertpapierrichtlinie“) kein Fonds betrieben werden, der in nur ein Asset (hier Bitcoin) investiert. Zudem dürfen Publikumsfonds nicht direkt in Krypto investieren – lediglich sogenannte Verbriefungen sind erlaubt. Daran sollte sich auch in Zukunft eher wenig ändern.


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Das Interesse an sogenannten Krypto-Assets steigt rasant – ebenso wie aktuell wieder die Kurse. Durch die beträchtlichen Wertsteigerungen in den letzten Monaten in Verbindung mit den vereinfachten Zugängen zum Markt, etwa durch Blackrock ETFs, eröffnen sich neue Perspektiven für die Geldanlage. Neben dem Handel mit Krypto-Coins bieten auch andere blockchainbasierte Geschäftsideen und erfolgreiche Projekte im NFT-Bereich spannende Investitionsmöglichkeiten. Die Finanzbehörden stehen angesichts dieser Veränderungen vor noch nie dagewesenen Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf die steuerliche Behandlung.

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