
Stiftungen lohnen sich nicht nur für Milliardäre
Lohnen sich Stiftungen nur für Milliardäre?
Frank Wieser: Dass sich Stiftungen nur besonders Reiche lohnen ist ein Märchen. Schon mit kleinen fünfstelligen Summen kann man eine sogenannte Treuhandstiftung gründen und Gutes tun. Bei der Treuhandstiftung „bedient“ man sich der Infrastruktur eines größeren Treuhänders und schlüpft quasi unter ein Dach zusammen mit mehreren Stiftungen. Man kann sich engagieren, benötigt aber einen Teil der Infrastruktur nicht. Die Trägerorganisation ist eine Art Backoffice für die Treuhandstiftung.
Anders verhält es sich bei der rechtsfähigen Stiftung. Hier handelt es sich quasi um ein eigenes kleines Unternehmen, mit eigenen Räumlichkeiten, Personal und Projekten. Dafür sind die Kosten natürlich höher und eine Gründung lohnt erst ab einer bestimmten Summe.

Welche Vorteile bringt es generell, Vermögen in eine Stiftung einzubringen?
Wieser: Eine Stiftung hat viele Vorteile. Man „kapselt“ Vermögen für eine Ewigkeit und tut etwas Gutes, Außerdem kann man schon zu Lebzeiten mitverfolgen, wie die eigene Stiftung arbeitet und welche Projekte Zuwendungen bekommen. Hinzu kommen steuerliche Vorteile beim Einbringen der erforderlichen Geldsummen.
Ab welchen Summen macht es Sinn, über so etwas auf eigene Faust nachzudenken und was wäre da der erste Schritt?
Wieser: Am besten fängt man erst einmal klein an und übt die Stiftungsarbeit. Zum Start reicht eine Treuhandstiftung unter einem Stiftungsdach. Wenn dem Stifter die Arbeit Freude macht und er weitere Summen einzahlen möchte, kann er die Stiftung durchaus zu einer rechtsfähigen Stiftung vergrößern.
Ganz generell raten wir dazu, eher früher als später zu beginnen. Bis man die richtigen Projekte ausgewählt hat und Stiftungsarbeit regelrecht „gelernt“ hat, können einige Jahre vergehen.
Warum ist es gerade heute in Zeiten der Inflation für Stiftungen besonders wichtig, Richtlinien für ein ausgewogenes Anlagekonzept von Anfang an mitzudenken?
Wieser: Stiftungen benötigen unbedingt Anlagerichtlinien – schon alleine um die Stifter zu entlasten. Früher ging man von einer 30/70 Lösung aus. 30 Prozent Aktien standen 70 Prozent Anleihen gegenüber. Diese Zeiten sind aber lange vorbei und die Behörden erlauben inzwischen höhere Aktienquoten. Besonders wichtig ist aber, dass die Richtlinien ständig überprüft werden. Vor 10 Jahren war es üblich, dass Stiftungen auch in Zertifikate investieren konnten. Nach der Finanzkrise ist das einigen Stiftungen zu risikoreich geworden und sie haben ihre Anlagegrundsätze dann geändert.
Welche Optionen gibt es für weniger Betuchte neben einer Stiftungsgründung, die zumindest mit einem Teil ihres Vermächtnis Gutes tun wollen?
Wieser: Wer schon mit kleinen Summen etwas Gutes tun möchte, kann auch eine Zustiftung erwägen. Hierbei gibt man einer bestehenden Stiftung eine gewisse Summe, mit der Maßgabe ein besonderes Projekt zu fördern. Man ist dann quasi Stifter ohne eigene Stiftung.
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