
Steigende Energiepreise: So können sich Privatanleger schützen

Gibt es eigentlich für Privatleute eine Möglichkeit, sich gegen weiter steigende Heizölpreise am Kapitalmarkt abzusichern?
Andreas Görler: Einerseits haben privat Anleger sich Aktien von Energieversorgern, Erdöl-Exploratoren oder Rohstoffunternehmen ins Depot zu legen.
Der Rohstoffbereich war in den letzten Monaten so ziemlich das einzige Segment mit einem positiven Portfoliobeitrag. Andererseits gibt es Anlageprodukte, die direkt an einer Steigerung von Rohstoffen wie beispielsweise Öl oder Gas partizipieren. Eine Option besteht darin passive Fonds zu erwerben, die einen Index unterschiedlicher Rohstoffkategorien enthalten. Da sind da auch Industriemetalle und Agrarrohstoffe dabei.
Möchte man aber kein gemischtes Portfolio erwerben und direkt auf einen Rohstoff setzen bieten sich Rohstoffzertifikate an.
Bei Zertifikaten muss man sich bewusst sein, dass die meisten Rohstoffe mittels Futures an der Terminbörse abgebildet werden. Läuft ein solcher Terminkontrakt aus, muss in den nächsten „gerollt“ werden. Roll-Verluste drohen, wenn der in den kommenden Monaten erwartete Rohstoffpreis höher liegt als der aktuelle Preis und der Preis des Basisobjekts nicht so stark steigt, wie die Erwartungen es vermuten ließen („Contango“). Liegt der für spätere Monate erwartete Preis dagegen unter dem aktuellen Preis und der Rohstoffpreis steigt, streicht der Anleger diesen Vorteil ein („Backwardation“). In der Regel liegt die „Contango-Variante“ vor, da neben den Erwartungen auf die Rohstoffpreisentwicklung beim Future auch Lagerhaltungs- und Finanzierungskosten eingepreist sind.
Die beiden beschriebenen Szenarien und das dazugehörige regelmäßige Anpassen über Termingeschäfte am Future-Markt führen letztlich dazu, dass keine 1:1 – Entwicklung stattfindet. Je nach Struktur eines Zertifikates kann man auf steigende oder auch auf fallende Kurse eines Basiswertes setzen.
Außerdem muss man bei allen Rohstoffinvestments berücksichtigen, dass Rohstoffe grundsätzlich in US-Dollar gehandelt werden. Manche Produkte sichern das Währungsrisiko ab, was zusätzliche Kosten verursacht.
Sofern allerdings Nachhaltigkeit eine Rolle spielt, muss man sich bewusst sein, dass man in fossile Energieträger investiert. Was das Gas anbelangt mag das ja, nach der EU – Taxonomie, tolerierbar sein aber konsequent nachhaltig agierende Anleger werden hier trotzdem nicht investieren.
Wer bietet so etwas an, wie funktioniert das im Detail und was kostet es?
Görler: ETF-Lösungen finden sich auf der Internetseite www.justetf.com. Man kann hier gezielt nach Rohstoffprodukten selektieren. Bekannte Anbieter wie iShares, Lyxor, Xtrackers oder WisdomTree bieten hier unterschiedliche Lösungen an.
Die Kosten variieren zwischen 0,20 und 0,60% und sind damit, nach meiner Auffassung, überschaubar.
Auf der Zertifikate-Ebene kann man beispielsweise einen Blick auf die Internetseiten www.sg-zertifikate.de der Societe Generale oder www.gs.de von Goldman & Sachs, sowie www.onvista.de werfen. Über den „Derivate-Finder“ gelangt man zu diversen Rohstoffprodukten.
Gibt es so etwas vielleicht auch für Gas bzw. Strom für Privathaushalte?
Görler: Auch Erd-, Bio und Greengas-Zertifikate finden sich in den entsprechenden Übersichten. Bei all diesen Produkten ist allerdings zu beachten, dass bereits seit Monaten eine erhebliche Preissteigerung stattgefunden hat.
Obwohl es natürlich sein kann, dass Privatpersonen aber auch Unternehmen noch eine unangenehme Überraschung bei der Abrechnung erhalten, steigen die Rohstoffpreise, vom aktuellen Niveau, vielleicht nicht mehr so stark. Im Moment kann man auch eine Abschwächung erkennen.
Es bleibt ein spekulatives Investment, dass man im Blick haben muss.
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