Greenwashing: Der DWS-Skandal - So schützen sich Privatanleger

Greenwashing: Der DWS-Skandal - So schützen sich Privatanleger


Um ein nachhaltigeres Image zu bekommen, nutzen viele Unternehmen gezielt Marketingstrategien, die sie grüner darstellen, als sie es eigentlich sind. Dieses sogenannte "Greenwashing" hat auch die DWS, eine Tochter der Deutschen Bank, vermutlich eingesetzt. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft. Wie konnte es dazu kommen und wie können Privatanleger sich vor Greenwashing schützen? Dazu Nachhaltigkeitsexperte und Vermögensverwalter Andreas Görler im Interview.
Andreas Görler ist senior Wealth Manager bei der Wellinvest - Pruschke & Kalm GmbH
Andreas Görler ist senior Wealth Manager bei der Wellinvest – Pruschke & Kalm GmbH in Berlin

Wie konnte es zu dem Skandal kommen?

Andreas Görler: Nach meiner Auffassung lag das am Versuch eine sehr große Fondspalette viel zu schnell auf Nachhaltigkeit umzustellen. Man muss berücksichtigen, dass in diesem Fall ca. 900 Mrd. Euro betroffen sind, die auf Nachhaltigkeit ausgerichtet werden müssen. Das geht nicht innerhalb von zwei bis drei Jahren.

Erwarten Sie, dass noch weitere Fondshäuser betroffen sein werden?

Görler: Grundsätzlich besteht die Gefahr von Greenwashing auch bei anderen Adressen. Man sollte allerdings den Blick auf andere Fondshäuser mit ähnlicher Struktur und Größenordnung wählen. Nach meiner Kenntnis gehen die Deka und die UNION-Investment allerdings etwas defensiver vor, was den Umsetzungszeitraum anbelangt.

Man sollte hier einfach realistische Ziele setzen und auch den Endkunden klar kommunizieren, dass man eine gewisse Anzahl von nachhaltigen Fonds im Portfolio hat und versucht in einem mittleren Zeithorizont auch das Gesamtportfolio anzupassen. Insbesondere, wenn man auch einen relevanten Vertriebsanteil in den Vereinigten Staaten hat, sollte man unnötige Rechts- und Reputationsrisiken unbedingt vermeiden.

Wie können sich Anleger vor Greenwashing schützen?

Görler: Anleger sollten sich das Datenblatt/ Factsheet ansehen. Hier sind zumindest schon mal die größten zehn Positionen erkennbar außerdem muss der grundsätzliche Investitionsansatzerläutert werden.

Infografik: Wie nachhaltig sind ETF-Investments? | Statista Quelle: Statista

Etablierte Labels und Siegel, wie beispielsweise vom Forum nachhaltige Geldanlagen in Berlin (FNG), das österreichische Umweltzeichen, das Transparenzlogo oder Eco-Reporter sind hilfreich. Die Benotungen oder Bewertungen finden sich häufig auf dem jeweiligen Factsheet des Fonds, das oft auf frei zugänglichen Internet-Seiten wie www.onvista.de, www.finanzen100.de oder www.finanzen.net unter dem Button „Dokumente“ einsehbar ist. Ansonsten findet man die Hinweise direkt auf der Seite der jeweiligen Fondsgesellschaft.

Ein etwas „weicheres Kriterium“  sind die „Principles of Responsible Investing (Prinzipien für verantwortliches Investieren PRI)“.  Die PRI sind eine Finanzinitiative der UN, der sich seit dem Start 2006 mehr als 3000 institutionelle Investoren angeschlossen haben und sich freiwillig zu sechs Kriterien, die hauptsächlich auf die Implementierung der ESG-Kriterien abzielen, verpflichten. Auf der Seite www.unpri.org  kann man ermitteln, ob und wann eine Investmentgesellschaft beigetreten ist.

So hat man eine Orientierung, wie lange sich ein Portfoliomanagement oder eine Fondsgesellschaft mit dem Thema beschäftigt.      

Positiv ist es auch, wenn ein Fonds zusätzlich über einen Nachhaltigkeits- oder Ethikbeirat verfügt.  

 Es gibt auch Anlageberater und Vermögensverwalter, die nachhaltige Depots und passende Beratung anbieten. Es sollten aber auch Zertifizierungen bzw. Weiterbildungen, wie beispielsweise von Eco-Reporter, Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) oder der Frankfurt School of Finance angeboten, vorliegen. Man sollte auch mal nachfragen, wie lange sich der Anbieter mit dem Thema beschäftigt.

Mit der GLS-Bank aus Bochum, der Triodos-Bank aus Zeist (Niederlande) oder der Ethikbank aus Eisenberg gibt es auch Banken, die das Thema komplett verinnerlicht haben und schon seit Jahrzehnten anbieten.

Sie sind auf der Suche nach hilfreichem Expertenwissen rund um die erfolgreiche Geldanlage?

V-CHECK bietet Ihnen regelmäßig unabhängige Tipps direkt in Ihr Postfach.

Jetzt anmelden

Mit unseren Social Media Kanälen bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Sie finden uns auf: Facebook | LinkedIn | YouTube | Instagram | Pinterest