
Themenfonds: Darum sind sie so beliebt

Welche Themen beziehungsweise Trends gibt es, die Anleger mit Themenfonds aktuell abdecken kann?
Christian Steiner: Themen und Trends gibt es einige. So wie beispielsweise Digitale Trends, Umwelttechnik, saubere Energie, Gesundheit, Ernährung, Robotik, Künstliche Intelligenz (KI), Sicherheit, Holz, Wasser, Konsum und viele mehr.
Können Themenfonds die klassische Aufteilung in Länder, Regionen und Branchen ersetzen?
Steiner: Der Anteil von Themeninvestments ist abhängig von der Anlegermentalität. Es stellt sich auch die Frage, ob die klassische Aufteilung zwischen Länder, Regionen und Branchen zielführend ist.
Viel entscheidender sind die Unternehmen, in die investiert wird. Es gilt in der Kapitalmarktforschung als erwiesen, dass eine Strategie, die in Firmen mit niedriger Volatilität und positivem Momentum investiert, langfristig am erfolgreichsten ist. Das bedeutet: Investiert werden sollte in Unternehmen, die langfristig wachsen, stetig steigenden Gewinne ausweisen, geringe Schulden in ihren robusten Bilanzen aufzeigen und über Produkte mit herausragender Qualität verfügen.
Das sind meistens Firmen mit starke Marken, die Güter, Waren und Dienstleistungen anbieten, die einerseits von vielen Menschen täglich gebraucht werden und andererseits über den von Warren Buffet so bezeichneten „Burggraben“ verfügen, also vor Konkurrenz weitestgehend geschützt sind und damit über die oft genannte Preissetzungsmacht verfügen.
Insofern ergibt sich daraus automatisch eine Aufteilung in Länder, Regionen und Branchen. Das sollte den Grundstock einer soliden Vermögensverwaltung darstellen.
Welchen Anteil sollten Themenfonds im Depot einnehmen?
Steiner: Themeninvestment können aus unserer Sicht einen kleinen Anteil am Depot von ca. 5-10 % darstellen. Diesen Anteil halten wir gering, da Themen/Trends meistens eine Spekulation darstellen, deren Erfolg, Zeitpunkt und Länge nicht garantiert und prognostiziert werden kann. Phasen mit hohen Gewinnen werden immer wieder durch Zeiträume mit einer deutlichen Underperformance begleitet. Bei diesen Investments muss also eine höhere Volatilität einkalkuliert werden.
Wieso sind Themenfonds so beliebt?
Steiner: Warum in Themeninvestments überhaupt so viel Anlagekapital fließt, lässt sich unserer Ansicht nach durch die menschliche Psyche erklären.
Auf der einen Seite wird ein Trend erst zum Trend, wenn sich genügend Menschen daran beteiligen und somit auch in den Medien thematisiert wird. Man ist also „en vogue“ und in der „Herde“ fühlt sich der Mensch sicher, da andere auch investieren. Allerdings gilt an der Börse: Wenn alle investiert sind, gibt es keinen mehr, der mir meine Aktien zu einem noch höheren Preis abkaufen kann. „Der Krug (Trend) geht so lange zum Brunnen, bis er bricht (Crash)!“ Das sollten man immer im Hinterkopf behalten.
Auf der anderen Seite, gibt es die Visionäre, die auf ein Thema setzen, das in der Zukunft bedeutend sein könnte, von dem aber noch niemand spricht. Hier muss allerdings mitunter sehr lange gewartet werden, bis man Recht bekommt und Gewinne lukriert.
Je nach Anlegermentalität, kann also demnach aus unserer Sicht ein kleiner Themen/Trendansatz im Portfolio enthalten sein, um dem Depot bei Bedarf den gewünschten und bewusst eingegangenen „Kick“ zu geben
Ist hier eine aktive Verwaltung im Fonds einer ETF Lösung überlegen – und wenn Ja, warum?
Steiner: Das muss im Einzelfall analysiert werden und kann nicht pauschal beantwortet werden. Die guten Manager schlagen den vergleichbaren ETF. Allerdings haben die ETFs natürlich einen Kostenvorteil, den ein aktiver Manager erst einmal aufholen muss. Aber diese Manager gibt es und ist die Aufgabe eines guten Vermögensverwalters.
Braucht man zur Abdeckung des jeweiligen Trends überhaupt einen eigenen Themenfonds oder gibt es nicht bereits gute Lösungen, die eben keinen “hippen Namen” tragen?
Steiner: Schaut man sich den Megatrendfonds eines Pioniers der Themeninvestments, der verschiedene Trends kombiniert (Pictet-Global Megatrend), im Vergleich mit dem MSCI World seit 2009 an, kann festgestellt werden, dass die Entwicklung relativ identisch verläuft und nicht zwingend Trends gespielt werden müssen.
Auf der anderen Seite konnte ein großer Anbieter eines globalen Konsumfonds (Robeco Global Consumer Trends) seit 2014 ein starke Outperformance liefern, muss aber seit Jahresende 2021 deutlich stärkere Verluste hinnehmen als der MSCI World.
Insofern kann ein guter Vermögensverwalter auch „normale“ globale Fonds empfehlen, die sogar den MSCI World und damit die Kombination von verschiedenen Themenfonds in der Performance übertreffen können. Als Beispiele seien hier benannt: MS Global Brands (ISIN: LI0297782984), Quantex Global Value (ISIN: LI0042267281), Fundsmith.
Welche “Klassiker” der Themenfonds sind für Sie spannend?
Steiner: Noch nicht so alt, aber von der Art wie er verwaltet wird, gefällt mir der Allianz Thematica ganz gut.
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