
Dividendenstrategie: Das spricht dafür

Was spricht gerade im Umfeld steigender Zinsen und zunehmender Inflation für Dividendenstrategien?
Dyrk Vieten: Während die Welt das Corona-Virus und alle damit einhergehenden Sorgen nicht abschütteln kann und der Ukraine-Krieg die Wirtschaft zusätzlich belastet, versuchen die Märkte bereits, durch Inflationsrisiken, Wachstumsverlangsamung und Zinswende hindurchzusehen. Das Problem: Insbesondere zyklische Wachstumsprognosen werden immer mehr für das laufende Jahr zurückgefahren.
Das sind wiederum gute Nachrichten für Dividendenaktien, denn immerhin haben diese mit ihrer oft weniger zyklischen Ausrichtung mit solchen Enttäuschungen auch weniger zu kämpfen. Daher stehen wir der Entwicklung der Dividenden-Investment im neuen Jahr sehr positiv gegenüber.
Gerade in inflationären Zeiten ist eine vollständige Investmentsubstanz nicht unwichtig. Dividenden spielen in der Vermögensallokation eine entscheidende Rolle. Sie dienen als planbarer Cashflow für konkrete Zwecke und als Stabilisator für Aktienmärkte unter steigender Unsicherheit und in Zeiten von weiterhin fehlenden Zinseinnahmen. Dividenden sind zurückgekommen, und substanzstarke Titel haben ihren Wert bereits in einem volatilen Umfeld erwiesen.
Auf was sollten Anleger achten?
Vieten: Aus den historischen Dividendenzahlungen lassen sich Rückschlüsse auf die Qualität einer Aktie und damit generelle Kaufsignale ableiten. Eine hohe Ausschüttungsquote steht meist auch für Stabilität und Ertragskraft eines Unternehmens und damit einer Aktie. Historisch ist belegt, dass die Dividende mehr als 50 Prozent an der Aktienperformance ausmacht.
Eine Berechnung von Keppler Asset Management beispielsweise zeigt, dass US-Aktien (Performance-Index) inflationsbereinigt zwischen 1926 und 2020 eine jährliche Rendite von 7,2 Prozent erbracht haben. Wichtig ist auch, sich die Hintergründe der Dividendenzahlungen genau anzuschauen. Üblicherweise haben dividendenstarke Unternehmen ein voll funktionsfähiges Geschäftsmodell und verfügen über eine hohe fundamentale Stärke. Ihren geschäftlichen Erfolg geben sie damit an die Aktionäre weiter. Die Dividende sollte immer nur aus dem Cashflow gezahlt werden.
Wo lauern Risiken?
Vieten: Es spricht wenig gegen eine Dividendenstrategie. Abgesehen von wachstumsorientierten Investoren sind, waren und bleiben Dividendentitel für alle Anleger mit Ausschüttungsorientierung interessant. Sie bieten eine sehr gute Ergänzung beispielsweise zu Anleihen-Investments, die weiterhin nur in ambitionierten Risikoklassen ordentliche Kupons aufweisen und derzeit auch starken Kursschwankungen unterliegen.
Ein Risiko kann eine passive Dividendenstrategie darstellen. Bei ETF beispielsweise setzen sich Investoren dem Risiko aus, Werte zu kaufen, die sie aus bestimmten Gründen vielleicht überhaupt nicht wollen. Und gerade beim MSCI Welt ist auch darauf hinzuweisen, dass dieser mittlerweile zu über 60 Prozent aus USA-Werten besteht und daher eine enorme Abhängigkeit von US-Dollar und US-Aktienmarkt aufweist. Das kann, gerade in Kombination mit anderen Fonds, schnell zu einem unerwünschten und nachteiligen Klumpenrisiko führen.
Mit unseren Social Media Kanälen bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Sie finden uns auf: Facebook | LinkedIn | YouTube | Instagram | Pinterest