Aktien - Diese Unternehmen sind krisenfest

Aktien - Diese Unternehmen sind krisenfest


Es scheint Branchen am Aktienmarkt zu geben, die gut durch Wirtschaftskrisen kommen. Welche Aktien das sein können und worauf Anleger beim Kauf achten müssen beantwortet der unabhängige Starnberger Vermögensverwalter Hermann Ecker.
Hermann Ecker ist Vermögensverwalter bei der Bayerische Vermögen Management AG

Welche Aktiensektoren schneiden trotz Finanz- und Wirtschaftskrisen der vergangenen Jahre gut ab? Und: Was bedeutet gut? Nur weniger schlecht als der Markt oder sogar mit Zuwächsen?

Hermann Ecker: Gemessen an den Branchenindizes des MSCI World konnten in den vergangenen drei Jahren IT mit einer Performance von 69 %, gefolgt vom Gesundheitswesen mit 43 % sowie Energy mit 28 % den MSCI World outperformen.. Auf den nächsten Plätzen folgen zyklische Konsumgüter (28 %), Basiskonsumgüter (26 %), MSCI World (25 %), Versorger (24 %) und Industrie (19 %).

Haben Aktien dieser Branchen dafür Tiefs, wenn die Konjunktur insgesamt wieder anzieht und alle anderen Sektoren sich gut entwickeln? Wie ist also nicht nur die Entwicklung in der Krise zu bewerten, sondern auch die Langzeit-Entwicklung?

Ecker: In Krisensituationen suchen Anleger in der Regel Sicherheit bei Anleihen oder Cash. Aber auch substanzstarke Unternehmen mit gut planbaren Geschäftsmodellen sind in schwierigen Zeiten gefragt. So hilft gegen steigende Zinsen am besten, wenn man keine Schulden hat. Die Kennzahl Net Debt/EBITDA zeigt die operative Leistungsfähigkeit eines Unternehmens. Ist das Ergebnis kleiner 1, ist dieses als sehr gut einzustufen. Ein Wert von-0,20 bedeutet zum Beispiel, dass bei den betreffenden Aktien jedem US-Dollar Gewinn 20 Cent Guthaben (Liquide Mittel abzüglich kurz- sowie langfristige Schulden) gegenüberstehen.

Der Faktor 1,7 als Durchschnitt aller im S&P 500 enthaltener Unternehmen besagt demnach, dass bei einem erwirtschafteten Gewinn von einem Dollar USD 1,70 Schulden in den Bilanzen stehen. Eine aktive Titelauswahl wird sich vermutlich auszahlen.

Anleger, welche die oben genannten Kennzahlen anwenden, sind daher sowohl gegen die Risiken aus hohen Inflationsraten wie auch steigenden Zinsen gegenüber dem Gesamtmarkt besser gerüstet. Wenn der Markt erwartet, dass die Konjunktur insgesamt wieder anzieht, entwickeln sich zyklische Unternehmen in der Regel besser als als nichtzyklische.

Was gilt es bei der Titelauswahl innerhalb der Teflon-Branchen zu beachten?

Ecker: Unter Anwendung eines stringenten Auswahlprozesses können Anleger substanzstarke Qualitätsunternehmen identifizieren. Qualitätsunternehmen, die über hervorragende Produkte, eine starke Wettbewerbsposition, nachhaltiges Wachstum und hohe Profitabilität verfügen, sind in der Lage, steigende Zinsen sowie inflationsbedingt höhere Kosten zu kompensieren. Um in schwierigen Marktverhältnissen eine stetig positive Entwicklung zu erkennen, sind unter anderem die Kriterien EBIT-Marge sowie Net Debt/EBITDA aufschlußreich.

Eine über dem Wettbewerb liegende, stabil hohe EBIT-Marge lässt auf eine robuste Preissetzungsmacht schließen, die den Unternehmen die Weitergabe gestiegener Produktionskosten an die Konsumenten ermöglicht.

Krisenfest: Drei Sektoren des Aktienmarkts haben sich in den weltweiten Börsenabschwüngen der vergangenen 25 Jahre gut geschlagen. Mit ihnen konnten Anleger nicht nur saftige Verluste vermeiden. Diese Sektoren erzielten sogar attraktive Renditen, während der breite Markt zwischen 20 und fast 60 Prozent einbrach. Zu diesen Teflon-Branchen gehören Basiskonsumgüter (Consumer Staples), Gesundheit (Health Care) und Versorger (Utilities). In den vier Bärenmärkten von 1998 bis Mai 2020 gewannen sie durchschnittlich 26 Prozent (Basiskonsumgüter), 16 Prozent (Health Care) und 15 Prozent (Utilities).
Quelle: S&P Dow Jones Indices LLC

Wie viel Prozent der Anlagesumme sollten diese Wertpapiere ausmachen?

Ecker: Anleger sollten den Aktienanteil ihres Vermögens eigentlich ausschließlich in Qualitätsunternehmen unabhängig von ihrer Branchenzugehörigkeit wie oben beschrieben investieren.

Wann ist der beste Zeitpunkt für den Kauf?

Ecker: Gute Unternehmen der beschriebenen Kategorie kauft man, wenn sie moderat bewertet, besser noch, wenn sie unterbewertet sind. Aktuell ist ein guter Zeitpunkt für erste Investitionen.

Falls kein freies Kapital zur Verfügung steht: Wertpapiere welcher Branchen sollte man dafür aufgeben? Ist bei den aktuell schlechten Kursen überhaupt an einen Verkauf zu denken?

Ecker: Unabhängig von der jeweiligen Branche sollte man Unternehmen abgeben, wenn diese nicht in der Lage sind, den aktuell schwierigen Umständen zu trotzen. Vorsichtig ist geboten bei Unternehmen mit schwachen Margen, hohen Verbindlichkeiten, Marktanteilsverlusten sowie gekürzten oder ausfallenden Dividenden.

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