
Infrastruktur - Kriegs- und Inflationsfeste Geldanlage?

Was sind die zentralen Vorteile eines „Infrastrukturfonds“?
Stephan Witt: Bei Investitionen in große Infrastrukturprojekte hat man oft den Vorteil, dass es keine Konkurrenzangebote oder Mitbewerber zum Projekt gibt.
Wenn z.B. ein neuer Bahnhof in einer Stadt gebaut wird, gibt es keinen weiteren „Konkurrenz-Bahnhof“ in derselben Stadt. Dies sichert zunächst die Stabilität und Kalkulierbarkeit des Investments. Weitere Vorteile sind die Preissicherheit durch staatliche Regulierung (öffentliche Einrichtungen wie z.B. Schulen, staatliche Krankenhäuser etc.) und weniger Abhängigkeit von konjunkturellen Schwankungen, da die Nutzung der Infrastruktur in vielen Fällen konjunkturunabhängig ist.
Welche alternativen Anlagemöglichkeiten gibt es für Privatanleger?
Witt: Es gibt gute Fondslösungen für Privatanleger, bei denen man nicht in einen geschlossenen Infrastruktur Fonds investiert, sondern breit gestreut in Aktien von Unternehmen, die ihrerseits an Infrastrukturprojekten verdienen. Vorteil ist hier die Risikodiversifikation und ein aktives Management durch den Fondsmanager.
Welche Sektoren bieten vor allem Wachstumspotenzial?
Witt: Grundsätzlich sind das die Sektoren, die ein gutes Zukunftsmodell und einen Wachstumsmarkt versprechen. Zum Beispiel Projekte, die den Klimawandel berücksichtigen oder in neue digitale Infrastruktur investieren. Also Rechenzentren, Kommunikation, Datenautobahnen, erneuerbare Energien oder auch die Vermeidung von Umweltverschmutzung.
Welche Sektoren sollten Anleger eher meiden?
Witt: Grundsätzlich sollte man Projekte meiden, die bereits jetzt politisch und ökologisch überholt erscheinen. Ebenfalls sollte man Sektoren vermeiden, die im Falle eines politischen Wandels starken negativen Einflüssen ausgesetzt sind. Beispiele wären hier nicht erneuerbare Energien und veraltetet Technologien.
Was sollten Anleger grundsätzlich beim Investment in Infrastrukturfirmen beachten? Gibt es hier Besonderheiten im Vergleich zu herkömmlichen Aktienfonds?
Witt: Es ist für den Privatanleger schwer abzuschätzen, welche Anbieter seriös sind und welche Auswirkungen ein Investment langfristig haben kann. In der Vergangenheit sind viele Projekte an explodierenden Kosten oder auch neuen Konkurrenzsituationen oder neuen technischen Entwicklungen gescheitert.
So kann es z.B. durch eine Änderung in der Politik sein, dass ein Projekt nicht weiter verfolgt wird oder zum Beispiel der Bau eines neuen Flughafens viel langwieriger und kostenintensiver sein, als zunächst angenommen. Durch die hohe Fremdkapitalquote solcher Großprojekte kann es schnell zu wirtschaftlichen Problemen beim Projekt kommen. Ein weitere Nachteil ist, dass man als Anleger nur bedingt Mitspracherecht hat und man vor Laufzeitende nur schwer veräußern kann.