Nachhaltig anlegen: Greenwashing bei Aktien, Fonds und ETFs vermeiden

Es klingt so gut! Nach dem Willen der EU soll es in Zukunft leichter für Anleger werden, bei Investitionen auf Nachhaltigkeit zu achten. Unternehmen und Fonds müssen immer genauere Angaben dazu machen, wie sie es zum Beispiel mit dem Klimaschutz halten. Da die Nachfrage nach Unternehmen mit möglichst dunkelgrünen Einstufungen hoch sein dürfte, wird es für die Manager immer attraktiver, diesen Weg einzuschlagen, um die Kursentwicklung voranzutreiben. Soweit die Idee. „Es hakt vielfach an objektiven Datengrundlagen, inwieweit Finanzprodukte nachhaltig sind“, sagt Dyrk Vieten, Sprecher der Geschäftsführung der unabhängigen Vermögensverwaltung ficon Vermögensmanagement GmbH aus Düsseldorf, „Experten meinen, dass nur zehn Prozent der Daten tatsächlich nachprüfbar sind und 90 Prozent geschätzt werden.“ Hinzu kommt, dass die Definition von Nachhaltigkeit alles andere als eindeutig ist. Nach Willen der EU ist zum Beispiel ein Engagement in der neuesten Generation von Kernkraftwerken kein Ausschlussgrund. Das heißt, selbst ein dunkelgrün eingestuftes Finanzprodukt kann solche Werte enthalten. Nach einer Mitte letzten Jahres veröffentlichten Umfrage würden aber 82 Prozent der Deutschen eine Anlage in Atomkraft nicht als nachhaltig bezeichnen. Was bringt dann so eine Klassifizierung?

Grüner Anschein

 „Nur weil ein Anbieter zum Beispiel mit einer EU-Einstufung nach Artikel 8 oder 9 wirbt, heißt das noch nicht viel für einen wirklich nachhaltig orientierten Anleger“, sagt auch Andreas Enke, Geschäftsführer und Vorstand bei der GENEON Vermögensmanagement AG aus Hamburg. Das bestätigt eine Studie der Bürgerbewegung Finanzwende aus dem November 2021, die sich die Anlagepolitik von 314 nachhaltig beworbenen deutschen Publikumsfonds und ETFs genauer angesehen hat. Von den rund 100 Milliarden über sie angelegten Euros stecken etwa 19 Milliarden in Tech-Unternehmen, 12,5 Milliarden im Finanzsektor und 11 Milliarden in der Pharmaindustrie. Aber es fanden sich auch Ölkonzerne, Gasriesen und Autowerte. „Unsere Auswertung zeigt, dass „nachhaltiges“ Geld kaum anders angelegt wird als konventionelles“, fassen es die Autoren zusammen.

Dann einfach auf Fonds verzichten und selbst auswählen? Auch das ist gar nicht so einfach, denn wer sich die Angaben zur Nachhaltigkeit auf Unternehmenswebseiten etwas genauer ansieht, wird oft überrascht, wie dünn der grüne Anstrich ist. Gerne werden hier einzelne Schaufensterprojekte herausgestellt und x-Tonnen-Kohlendioxideinsparung präsentiert. Zum Beispiel versprechen die 25 weltweit größten Unternehmen fast alle in absehbarer Zeit Klimaneutralität zu erreichen. Das entpuppt sich aber unter dem Strich in vielen Fällen als relativ niedrige Hürde. Denn wird alles eingehalten sinkt der Kohlendioxid-Ausstoß um etwa 0,5 Gigatonnen (s. Grafik). Klingt erst einmal toll, aber auch danach werden die Geschäfte der globalen Großkonzerne über ihre Lieferketten noch immer einen Ausstoß von über zwei Gigatonnen verursachen. Schon klingt der Claim „0 Prozent CO2 bis zum Jahr 20XX“ nicht mehr ganz so gut. Ist grünes Investieren also nur ein Placebo fürs gute Gewissen?

Trotzdem sinnvolle Nachhaltigkeitsinvestments

Tatsächlich ist die Nachfrage trotz bisher wohl begrenzter Wirksamkeit groß, denn allein in Deutschland hat sich die Gesamtsumme nachhaltig verwalteten Vermögens in den letzten zehn Jahren auf fast 150 Milliarden etwa verfünffacht. Es gibt ein großes Interesse der Anleger, aber es ist noch immer schwierig, das sinnvoll umzusetzen. Um einen positiven Effekt zu bewirken, gilt es deswegen genau hinzusehen. Wer sicherstellen will, dass die eigenen Ansprüche erfüllt werden, muss tief einsteigen: „Anleger sollten sich die Nachhaltigkeitsberichte anschauen, mögliche Kontroversen recherchieren und ihre eigene Vorstellung echter Nachhaltigkeit damit abgleichen“, sagt ficon-Experte Dyrk Vieten. „Auszeichnungen für Fonds durch die Fachpresse, Gütesiegel oder unabhängige Bewertungen, wie sie auf morningstar.de oder mountain-view.com zu finden sind, können gute Hinweise sein“, rät GENEON-Fachmann Andreas Enke und sieht Nachhaltigkeit grundsätzlich als einen vielseitig nützlichen Investmentfilter (s. Interview). Ohne Frage gibt es rund um das Thema jede Menge Greenwashing und gerade bei Finanzprodukten gilt es ganz genau zu prüfen, was wirklich geboten wird. Dass es sich hier aber um ein wichtiges Zukunftsthema handelt, das jede Menge Investmentchancen bietet, daran gibt es eigentlich keine Zweifel.

Sechs Fonds, die mehr als nur grünes Gefühl bieten

Finanzprodukte zu finde, die nicht nur nachhaltig klingende Begriffe im Namen tragen, sondern wirklich grünen Charm ins Depot bringen, ist gar nicht so einfach. Letzten Endes muss auch jeder Anleger das noch mit dem eigenen Anspruch abgleichen, welche Ziele erreicht werden sollen, aber bei diesen sechs Fonds lohnt sich ein genauerer Blick:

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Grüne Investments sind nicht nur gut für die Umwelt, sondern bieten auch attraktive Renditechancen. Doch wie finde ich passende und vor allem wirklich nachhaltige ETFs, Fonds & Co.? Und welche Tipps helfen dabei, mein Depot nachhaltig und profitabel zu gestalten?

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