
Nachhaltige Vermögensverwaltung: Wie lassen sich 100.000 Euro anlegen?
Es muss nicht jeder gleich das Lied „Nur noch kurz die Welt retten“ summen, nur weil das eigene Geld nachhaltig angelegt werden soll. Wer heute 100.000 Euro zum Beispiel aus einer Erbschaft oder einer Abfindung auf dem Konto liegen hat, ist gut beraten, nicht nur Strafzinsen, Inflation und Renditechancen einzukalkulieren. Umweltaspekte, Fragen sozialer Gerechtigkeit und ethisch-moralische Themen haben laut dem Bundesverband der Verbraucherzentralen für immer mehr Menschen einen hohen Stellenwert bei der Geldanlage. Jeder zweite ist laut Umfragen bereit, bei Investitionen auf Nachhaltigkeit zu achten, und Nachfrage ist bekanntlich die Grundlage für steigende Kurse.
Immer mehr Vermögen nachhaltig angelegt
Zusätzlich hat die Europäische Union mit ihrem Aktionsplan „Finanzierung von nachhaltigem Wachstum“ dieses Thema noch stärker in den Fokus der heimischen Vermögensbranche gebracht. Sie beschleunigt damit einen globalen Trend, denn schon in den letzten Jahren floss immer mehr Kapital in dieses Themenfeld (siehe Chart). Im Dezember 2021 waren laut der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS) weltweit rund 2,4 Billionen Dollar in Produkten investiert, die mit Nachhaltigkeitskürzeln wie ESG oder SRI werben. Aber ist das auch eine gute Anlagestrategie?

Wichtiges Anlagekriterium
„Nachhaltigkeitskriterien wirken sich auch auf die zu erwartende Entwicklung eines Wertpapieres aus“, sagt Stefan Eberhardt, Geschäftsführer der Eberhardt & Cie. Vermögensverwaltung GmbH aus Villingen-Schwenningen. „Aktien von Unternehmen mit geringen Nachhaltigkeitsrisiken, welche zum Beispiel frühzeitig ökologische Standards setzen oder fair mit Mitarbeitern, Lieferanten und Kunden umgehen, haben langfristig bessere Renditeerwartungen.“
Natürlich ist es wie bei jedem anderen Aktieninvestment wichtig, auf allgemeine Kennziffern wie Kurs-Gewinn-Verhältnis oder Dividendenrendite zu achten. So gelingt es, die Werte mit der besten Substanz auszuwählen. Denn nur weil irgendwo nachhaltig draufsteht, ist das noch kein gutes Investment. „Im Rahmen einer breit aufgestellten, stabilen Vermögensstruktur ist der Nachhaltigkeitsgedanke aber ein wichtiges Kriterium“, sagt Claus Walter von der Freiburger Vermögensmanagement GmbH (FVM). „Denn nicht nur aus ethisch-moralischen Gründen macht es Sinn, auf Unternehmen zu setzen, die aktiv solche Themen angehen, denn sie werden auch auf absehbare Zeit gefragter sein.“
Nachhaltigkeitsprodukte: Schwierige Auswahl
Wer 100.000 Euro mit wirklich gutem Gewissen, rentabel und möglichst sicher anlegen will, sollte die angebotenen Produkte verstehen und eine gut ausbalancierte Vermögenstruktur anstreben. Profis achten darauf, qualitativ hochwertige Papiere aus verschiedenen Regionen, Branchen, Währungsräumen und Anlageklassen zu mischen, um Risiken zu streuen. Daneben ist Nachhaltigkeit gefragt. Denn es hat sich gezeigt, dass nach diesem Kriterium zusammengestellte Indizes in den letzten Jahren im Vergleich zu den klassischen Börsenbarometern Stabilitätsvorteile bringen.
Wer aber etwas ganz bestimmtes, etwa Klimafreundlichkeit oder Umweltschutz, mit seinem Geld erreichen will, der muss genau hinsehen. „Was die verschiedenen Anbieter genau als nachhaltig bezeichnen, kann sich erheblich unterscheiden“, sagt FVM-Fachmann Walter, „es gibt am Markt sehr sinnvolle, aber auch jede Menge nur grün angestrichener Angebote.“ So schließen zum Beispiel günstige Indexfonds (ETFs) mit ESG-Kennzeichnung oft überraschend wenig aus. Wer Geld nachhaltig anlegen will, muss sich entweder sehr gut selbst informieren oder in aktives Management investieren. Auch die grünen EU-Kennzeichnungen für Finanzprodukte sind laut Anlageprofi Walter „keine Garantie“ für echte Nachhaltigkeitsstrategien.
Vermögen nachhaltig aufteilen
Auch für einen „grünen“ Depotmix gilt die Regel: Um Risiken möglichst zu streuen, sollten nicht alle Eier in einen Korb gelegt werden. Profis achten zum Beispiel darauf, verschiedene Branchen, Regionen und Währungsräume zu mischen. Manche heimischen aktiven Nachhaltigkeitsfonds haben etwa einen Schwerpunkt in Europa. Da könnte es Sinn machen, zusätzlich auf einen global ausgerichteten ESG oder SRI selektierten Indexfonds (ETF) zu setzen, die oft einen stärkeren Schwerpunkt in den USA und Asien haben. Zusätzlich kann der Einsatz verschiedener Anlageformen, wie zum Beispiel Unternehmensanleihen, die Anfälligkeit bei Aktienmarktschwankungen ein Stück weit abfedern. Ein schnell verfügbarer Notgroschen sorgt zusätzlich dafür, dass Papiere nicht gleich bei unvorhergesehenen Ereignissen wie zum Beispiel einem kaputten Auto, in einem ungünstigen Moment verkauft werden müssen.

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