Anlagestrategie: Ist die Zeit der Minuszinsen vorbei?

Anlagestrategie: Ist die Zeit der Minuszinsen vorbei?


Erstmals seit über zwei Jahren drehte die Rendite für 10-jährige Bundesanleihen im Januar 2022 wieder ins Plus. Vermögensverwalter Conrad Lauterbach erklärt, ob Anleger mit den beliebten Wertpapieren fortan wieder Geld verdienen können.
Conrad Lauterbach ist Vorstand und Vermögensverwalter der Allington
Conrad Lauterbach ist Vorstand und Vermögensverwalter der Allington Investors AG

Wo liegen die Gründe für den Renditeanstieg bei den 10-jährigen Bundesanleihen?

Conrad Lauterbach: Die Renditen im Zinsmarkt sind Ausdruck der Erwartungen der Anleger an das Wirtschaftswachstum und die Inflation. Während sich das Wirtschaftswachstum aber eher schlechter als die Erwartungen entwickelt hat, kam es bei den Güterpreisen wegen gestörter Lieferketten in den letzten sechs Monaten zum stärksten Preisanstieg der letzten 30 Jahre. Die gestiegenen Renditen sind daher das Ergebnis der Inflationsangst der Marktteilnehmer. Wir haben damit aber noch keine typische Inflation, die aufgrund einer heiß laufenden Konjunktur und einer daraus folgenden Lohn-Preis-Spirale entstanden ist. Ob es dazu kommt, ist derzeit noch fraglich.

Entwicklung der Rendite zehnjähriger Bundesanleihen von Januar 2020 bis Januar 2022
Erstmals seit Mai 2019 bekamen Anleger im Januar 2022 wieder Zinsen für ihre 10-jährige Bundesanleihe.

Gibt es also bald wieder Zinsen auf Sparguthaben?

Lauterbach: Damit rechnen wir nicht. Im Gegensatz zu dem deutlichen Renditeanstieg im Bereich der 10-jährigen Bundesanleihen liegen die kurzfristigen Renditen weiter solide mit -0,66 Prozent im negativen Bereich. Das wird so lange so bleiben, bis die Europäische Zentralbank (EZB) über erste Zinserhöhungen auf (deutlich) über null Prozent nachdenkt.

Werden die Renditen aus Ihrer Sicht weiter steigen?

Lauterbach: Damit einhergehend glauben wir nicht, dass die Renditen wesentlich weiter steigen werden. Der Markt reagiert derzeit mit einem Renditeanstieg auf die erhöhten Inflationsraten. Diese basieren aber im Wesentlichen auf gestörten Lieferketten und nicht auf einem konjunkturellen Boom, der eine Lohn-Preis-Spirale auslösen könnte. Wir sind der Ansicht, dass sich die Preissteigerungen im Laufe des Jahres normalisieren werden.

Wie sollten Anleger mit Blick auf diese Entwicklung ihr Vermögen anlegen?

Lauterbach: Anleger sollten in der aktuellen Situation keinesfalls in festverzinsliche Wertpapiere investieren und bestehende Positionen im Hinblick auf ein Szenario mit Inflation und steigenden Zinsen überdenken. Schrittfehler der Notenbanken gepaart mit nervösen Märkten, die sich an das neue Umfeld anpassen müssen, können zu empfindlichen Kursverlusten führen. Unseren Kunden empfehlen wir neben Qualitätsaktien für die langfristige Vermögensanlage ein Depo aus mindestens 10 Liquid Alternatives für konservativ anzulegendes Geld. Mit einem solchen Portfolio macht man sich frei von der Bewegungsrichtung der Märkte.

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