Marktkorrektur: Aktuelle Volatilität kein Grund zur Sorge

Marktkorrektur: Aktuelle Volatilität kein Grund zur Sorge


Aktuell sinkende Börsenkurse besorgen Anleger. Die Furcht: das ist die längst überfällige Korrektur am Aktienmarkt. Stimmt das? Wie lange dauern solche Phasen? Wie muss ich mich als Anleger verhalten? Dazu der Kölner Vermögensverwalter Titus C. Schlösser im Interview.
Titus C. Schlösser ist Geschäftsführer der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln

Gibt es historische Erfahrungen, wie lange eine Korrektur “normalerweise” dauert und wie groß sie ausfällt?

Titus C. Schlösser: Jede Korrektur hat ihre ureigenen, spezifischen Gründe und von diesen ist abhängig wie tief der Markt fällt und wie schnell er sich erholt. So konnten beispielsweise die Kursverluste durch den Ausbruch der Corona-Pandemie 2020 am Aktienmarkt innerhalb weniger Wochen aufgeholt werden, obwohl Corona auch heute – zwei Jahre später – das gesellschaftliche Leben maßgeblich bestimmt.

Die aktuell beobachtbare Volatilität am Markt wurde durch die Verschärfung der Geldpolitik seitens der US Notenbank Fed ausgelöst. Durch die Aussicht auf Zinserhöhungen in den USA korrespondierend mit einem Liquiditätsrückgang an den Märkten sind sehr hoch bewertete Unternehmen insbesondere aus der Tech-Branche zurückgekommen. Die Aktienkurse dieser Unternehmen sind in den vorangegangenen Jahren tendenziell zu stark gestiegen, so dass wir momentan eine “zu erwartende” Normalisierung der Kursentwicklung sehen.

Dies beunruhigt uns jedoch nicht, da andere Marktsegmente wie zum Beispiel Finanzinstitute oder Energieunternehmen auch aktuell sehr gute Kursentwicklungen aufweisen. Dementsprechend sehen wir auf Gesamtmarktebene auch nur moderate Verluste und betrachten dies zunächst als eine langfristig gesunde Marktentwicklung.

Jährliche S&P 500-Entwicklung von 1975 bis 2021
Quelle: Statista

Wie sollten sich Anleger in solchen Korrekturphasen verhalten?

Schlösser: Die momentane Kurskorrektur bei hoch bewerteten, in den Vorjahren gut gelaufenen Titeln, halten wir für eine gesunde Marktentwicklung. Strategische, langfristig orientierte Investoren brauchen auf derartige Schwankungen nicht reagieren. Diese können gegebenenfalls eher überlegen, ob nun die Möglichkeit besteht bei qualitativ hochwertigen Unternehmen mit starken Geschäftsmodellen Positionen aufzubauen. Voraussetzung für ein derartiges Vorgehen ist immer ein gut diversifiziertes Portfolio, in dem kein Risiko zur Klumpenbildung, wie beispielsweise US-Tech, lauert.

Ist das die Zeit, das Depot besser zu strukturieren?

Schlösser: Das Portfolio sollte grundsätzlich immer strategisch, gut diversifiziert und ohne Klumpenrisiken strukturiert sein. Dann lassen sich auch Marktphasen wie die aktuelle ohne große Sorgenfalten durchstehen. Besitzt man aktuell ein eher Tech-lastiges Portfolio, sollte man grundlegend überlegen, ob man nicht auch Unternehmen anderer Branchen beimischt, um das Gesamtportfolio robuster auszurichten.

Bei welchen Aktien oder Bereichen des Kapitalmarkts sehen Sie den größten Korrekturbedarf?

Schlösser: Ich glaube, dass einige Unternehmen gerade durch die spezielle Situation rund um Corona, mit Lockdowns sowie Home Office und dem damit verbundenen starken Drang zur Digitalisierung eine außergewöhnliche Geschäftsentwicklung erfahren haben. Bei vielen dieser Unternehmen ist der Aktienkurs sehr stark gestiegen und in vielen Fällen sicherlich auch etwas zu hoch gestiegen. Bei diesen Unternehmen sehe ich Korrekturbedarf. Das heißt nicht, das diese Firmen schlecht sind, sondern nur, dass sie zur Zeit zu teuer sind. Nach einer Korrektur können sich hier gegebenenfalls fundamental gute Einstiegszeitpunkte bei spannenden Unternehmen ergeben.

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