
Edelsteine als Geldanlage: Klug oder gefährlich?

Herr Görler, Welche Potenziale stecken in Edelsteinen?
Andreas Görler: Da das Angebot an Diamanten und bei unbehandelten Rubinen und Smaragden eher geringer wird, sind grundsätzlich weitere Wertsteigerungen möglich. Die Nachfrage von vermögenden Kunden bleibt meist recht stabil. Außerdem wird solchen Investments auch ein gewisser Inflationsschutz zugesprochen, da es sich hierbei um Sachwerte handelt, die nicht beliebig hergestellt werden können.
Welche Hürden/Herausforderungen sehen Sie?
Görler: Es gibt keinen geregelten Markt. Der Wert der Steine wird nicht, wie bei Gold und Platin, täglich ermittelt. Außerdem muss berücksichtigt werden, dass beispielsweise die Preisentwicklung für Steine mit 1,3 und 5 Karat sehr unterschiedlich verlaufen kann. Da größere Objekte deutlich seltener zu finden sind, sind die Preise hier überproportional hoch.
Insbesondere der Markt für Farbedelsteine ist sehr heterogen. Es gibt keinen Markt, der auch nur annähernd mit einer Wertpapierbörse vergleichbar wäre Oft wird daraus abgeleitet, dass die Volatilität solcher anlagen niedriger ist als bei Aktien. Meist ist das nur ein Trugschluss, da in der Regel nur wenige Umsätze stattfinden. Die handelnden Personen bleiben bei direktem Erwerb zwischen Käufer und Verkäufer oder bei Auktionen unter sich.
Die Lagerung solcher Wertgegenstände erzeugt erhöhte Kosten für Versicherung, Schließfächer in Banken oder Tresoranlagen bzw. die Investition in einen eigenen Safe. Interessierte müssen sich die notwendigen Grundkenntnisse aus der Fachliteratur aneignen. Da Edelsteine mit Ausnahme von Anlagediamanten, nicht in Maß Zahl und Gewicht identisch sind, ist die direkte Ansicht des Objektes durch den Käufer oder eine bevollmächtigte Person unbedingt erforderlich. Außerdem ist hier die Gefahr von Fälschungen vorhanden, so dass neben Echtheitszertifikaten anfänglich der Rat und die Begleitung von unabhängigen Fachleuten erforderlich ist. Das kostet Geld. Anfänglich benötigt mach fachlichen Beistand.
Auch das agieren auf einer Auktion will gelernt sein. Entsprechende Fortbildungen sollten vorher besucht werden. Enthusiasten oder Sammler, die es sich leisten können, haben meist auch ein gutes Fachwissen. Zu starkes Eigeninteresse oder Sammlerleidenschaft, wirken sich aber störend auf das Geschäft aus. Man muss sich trennen können oder auch bei „Lieblingsstücken“ eine realistische Preisvorstellung beibehalten.
Da das Thema Nachhaltigkeit in den letzten Jahren deutlich stärker berücksichtigt wird, findet auch eine kritische Diskussion über die Arbeitsbedingung in den Förderländern statt. Damit muss man sich gegebenenfalls auseinandersetzen. Die Einstiegssummen sind deutlich höher als bei dem Aufbau eines Wertpapierportfolios, wo man bereits mit EUR 25,– im Monat anfangen kann.
Und würden Sie einem Privatanleger raten oder eher nicht? Und falls ja, unter welchen Umständen?
Görler: Da nach meiner Auffassung eine breite Diversifikation für einen Vermögensaufbau hilfreich ist und ein verbessertes Chance-Risikoprofil bietet ist dieses Anlagesegment für Privatanleger, aufgrund der zu hohen Einstiegssummen eher ungeeignet. Hier wäre zunächst der Aufbau eines diversifizierten Wertpapierdepots anzuraten. Nur vermögende Investoren mit ausgeprägtem Fachwissen, sollten sich damit befassen.
Mit unseren Social Media Kanälen bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Sie finden uns auf: Facebook | LinkedIn | YouTube | Instagram | Pinterest