Energiekrise: Neue Heizung oder lieber Aktien kaufen?

Energiekrise: Neue Heizung oder lieber Aktien kaufen?


Die Energiepreise explodieren - Öl, Gas und Strom ist teuer wie nie. Doch woher kommt die Energieknappheit? Welche Anlagen leiden am wenigsten? Wie können Investoren davon profitieren, wenn die Strompreise steigen?
Lena Lochner ist Vermögensverwalterin bei der Bayerischen Vermögens Management AG, Bad reichenhall

Frage: Wie erklären sich die aktuellen Knappheiten und Preisanstiege bei Öl, Gas und Strom?

Lena Lochner: Ein Engpass entsteht immer dann, wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt. Aufgrund einer langen Kälteperiode im Winter 2020/2021 wurde in Europa erst relativ spät damit begonnen, die Erdgas-Lagerbestände wieder aufzufüllen. Hinzu kommt, dass die europäische Förderung von Erdgas aufgrund von Wartungsarbeiten an den Anlagen schwächelt. Europa wäre grundsätzlich in der Situation solche Fehlkapazitäten mit russischem Gas auszugleichen. Russland wiederum füllt jedoch zunächst die eigenen Lagerbestände auf, bevor der europäische Markt über das vertraglich vereinbarte Ausmaß hinaus beliefert wird.

Darüber hinaus droht Algerien mit der Schließung einer Pipeline nach Europa, weshalb insbesondere Portugal und Spanien sehr darum bemüht sind, die Wogen zu glätten. Der wiederum heiße Sommer in Asien und die konjunkturelle Erholung nach Corona trieben vor allem auch die asiatische Nachfrage nach LNG, also verflüssigtem Erdgas, massiv in die Höhe. Hinzu kommt außerdem der weltweite Umbau der Energieversorgung, weg von der Stromerzeugung durch Kohle aufgrund verschärfter Klimaschutzziele und der wachsende Strombedarf durch die zunehmende Elektrifizierung.

Steigende Strompreise aber auch enorme Preisanstiege bei Erdgas sind die Folge. Dies führt wiederum zu Substitutionseffekten bei Rohöl, welches verstärkt nachgefragt wird, um die Fehlkapazitäten von Erdgas auszugleichen. Die wieder zunehmende Reisetätigkeit steigert ebenfalls den Bedarf an Rohöl, der als Grundlage für die meisten Treibstoffe dient.

Frage: Welche Investments leiden am wenigsten unter der Energiekrise bzw. können jetzt sogar positiver beurteilt werden als z.B vor einem Jahr?

Lochner: In erster Linie profitieren Öl- und Gasproduzenten von dem vorherrschenden, hohen Preisniveau, welches voraussichtlich zumindest über den kommenden Winter anhalten sollte. In diesem Segment sind Aktien solcher Unternehmen zu bevorzugen, die über solide Bilanzen verfügen, vom Preisanstieg fossiler Energieträger wie Gas oder Rohöl profitieren und jedoch gleichzeitig den Wandel hin zu erneuerbaren Energien aktiv angehen.

Frage: Gibt ein Investment, mit dem sich Anleger gewissermaßen gegen steigende Energiepreise bzw. dauerhaft hohe Energiekosten absichern können? 

Lochner: Zum einen gibt es die Möglichkeit der Investition in Aktien von Unternehmen, die über eine hohe Preissetzungsmacht verfügen und entweder von hohen Energiekosten profitieren bzw. eine Produktionskostenmehrung an den Endkunden weitergeben können.

Darüber hinaus empfiehlt sich Anlegern aber auch die energetische Sanierung der eigenen Wohnimmobilie. Maßnahmen, die den eigenen Energieverbrauch senken und Investitionen, die die hauseigene Energiezeugung ermöglichen amortisieren sich bei hohen Energiepreisen schneller. Darüber hinaus existieren in Deutschland für bestimmte Maßnahmen attraktive Fördermöglichkeiten, die den Einmalaufwand für die Investition deutlich reduzieren können.

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