
BVB-Kapitalerhöhung und Börsengang Türkgücü München: Volltreffer Fußballaktien?
Insgesamt 86,5 Millionen Euro will der BVB voraussichtlich bis zum 7. Oktober durch eine Kapitalerhöhung einsammeln. Die neuen Aktien (ISIN: DE0005493092) gibt es für erstaunlich günstige 4,70 Euro. Der Kurs der Aktie brach daraufhin deutlich ein.
Mit dem frischen Geld will der BVB Schulden tilgen und die Verluste aus der Covid-19-Pandemie kompensieren. Im vergangenen Geschäftsjahr 2020/21 verbuchte der Club einen Umsatzrückgang von 370 auf 334 Millionen Euro. Der Konzernverlust betrug fast 73 Millionen Euro. Im Vorjahr stand noch ein Gewinn von 44 Millionen Euro in den Büchern. Sollte es nicht erneut zu drastischen Einschnitten kommen, dürfte dieses Jahr für den BVB wirtschaftlich besser aussehen. Der mit fast 86 Millionen Euro sehr lukrative Transfer von Jadon Sancho zu Manchester United fällt in das laufende Geschäftsjahr.

Weitere Juwelen befinden sich im aktuellen Kader. Die Stars Erling Haaland, Jude Belingham und der junge Youssoufa Moukoko stehen bei einigen Vereinen auf dem Zettel. So ärgerlich ein Abgang dieser Leistungsträger sportlich für die Fans auch ist. Die Entdeckung, das Fördern und der Verkauf von Stars gehören zum Geschäftsmodell des BVB.
Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke gab sich zuletzt in der „Welt am Sonntag“ optimistisch und sagte: „Wir finden auch wieder einen neuen Topstürmer“. Das ist dem BVB zuzutrauen. Die Scouting-Abteilung arbeitete in den letzten Jahren äußerst erfolgreich.
Auch sonst steht die Club-Aktie gut da. Der Kaderwert von rund 566 Millionen Euro übersteigt die aktuelle Marktkapitalisierung deutlich. Sportlich läuft es nach dem holprigen Saisonauftakt auch wieder. In der Bundesliga steht der Verein nur knapp hinter den Bayern. In die Champions League ist man mit dem 2:1 gegen Besiktas Istanbul erfolgreich gestartet. Fans und risikobereite Anleger können die, meiner Auffassung nach unterbewertete, Kapitalerhöhung zeichnen.
Langfristige Fantasie gibt es durch die immer noch schwelenden Pläne für eine europäische Super-Liga mit allen Topclubs. Bei einer solchen Liga kämen aus Deutschland nur der FC Bayern und der BVB infrage. Die Einnahmemöglichkeiten einer Profiliga wären enorm. Die Clubs würden davon profitieren.
Von solchen Geldtöpfen ist der Aktienneuling Türkgücü München weit entfernt. Der Börsengang der Spielvereinigung Unterhaching hat gezeigt, dass bei unterklassigen Vereinen der sportliche Erfolg das A und O ist. Selbst bei etablierten Fußballvereinen reagiert der Aktienkurs sofort bei sportlichem Misserfolg. Seit dem Börsengang von Unterhaching und dem Abstieg in die Vierte Liga hat sich der Aktienkurs mehr als halbiert. Geld verdienen unterklassige Vereine erst ab der Zweiten Liga oder wenn es außerordentlich hohe Transfererlöse erzielen würde.
Dennoch will der 1975 gegründete Migrantenclub an die Börse. Seit 26. August läuft die Pre-IPO-Zeichnungsphase. Eine Aktie kostet zwölf Euro. Es gibt eine Mindestabnahme von zehn Aktien. Insgesamt will der Club mit dem Pre-IPO acht Millionen Euro einsammeln. Mittelfristig ist der Börsengang geplant.
Der Erlös soll für bessere Strukturen im Verein und zur Aufstockung des Kaders verwendet werden. Schon jetzt schätzt Trasfermarkt.de den Wert des aktuellen Kaders auf 6,75 Millionen Euro. Das ist Platz 5 im Ranking der wertvollsten Drittligakader.
Damit soll das Ziel 2. Liga kurzfristig erreicht werden. Zwar ist die laufende Saison noch jung, aber Türkgücü wird sich mit dem aktuellen Tabellenplatz 10 nach acht Spieltagen schwertun, schon in dieser Saison um den Aufstieg mitzuspielen. Daran wird der jüngste Trainerwechsel wohl auch nichts ändern.
Um an der Börse erfolgreich zu sein, fehlt dem Verein neben dem sportlichen Erfolg noch mehr: Türkgücü hat keine breite Fanbasis, kein eigenes Stadion und kein eigenes Trainingsgelände.
Das Pre-IPO sollten meiner Meinung nach nur Fans oder Gönner des Vereins zeichnen, aber keine Kapitalanleger.
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