
Nachhaltigkeits-ETFs: Günstiges Investment mit gutem Gewissen?
Dass die Verpackung oft mehr verspricht als der Inhalt tatsächlich hält, das sind Verbraucher inzwischen gewohnt. Aber gilt das auch für finanzielle Nachhaltigkeitsprodukte wie Indexfonds? Immer mehr dieser ETFs tragen Bezeichnungen wie Low Carbon, sustainable oder ESG screened im Namen. Und ganz offensichtlich ist das gerade der Verkaufsschlager am Markt. 2019 waren in solchen Fonds lediglich 66 Milliarden Dollar investiert, Ende Mai 2021 waren es schon 280 Milliarden. Und eines haben sie alle gemeinsam, immer wird suggeriert, wer hier investiert, der tut mit seinem Geld etwas Gutes. „Entsprechende Investments ergänzen die klassischen Kriterien der Rentabilität, Liquidität und Sicherheit um Kriterien wie eben Umweltschutz, gute Unternehmensführung und Förderung des Allgemeinwohls“, sagt Dyrk Vieten, Sprecher der Geschäftsführung der unabhängigen Vermögensverwaltung ficon aus Düsseldorf. Klingt gut, aber funktioniert das wirklich?
Gutes tun mit Rendite
„Auf jeden Fall können Privatanleger in ihrer Summe etwas bewegen, denn sie entscheiden, wohin viele Milliarden fließen“, sagt Andreas Enke, Geschäftsführer und Vorstand bei der GENEON Vermögensmanagement AG aus Hamburg. Die Idee dahinter: Wenn wir uns alle über Aktien an eher nachhaltigeren Unternehmen beteiligen oder ihnen über Rentenpapiere den Zugang zu Krediten erleichtern, wird verantwortliches Verhalten quasi durch höhere Kurse oder bessere Konditionen belohnt. Und das hat noch einen nicht ganz unwichtigen positiven Nebeneffekt: Auf der Renditeseite schneiden nachhaltig engagierte Unternehmen langfristig oft besser ab, da sie zum Beispiel Risiken minimieren oder von einem positiveren Image profitieren. „Von 2009 bis Ende 2019 haben fast 59 Prozent der ESG-Fonds ihr durchschnittliches traditionelles Gegenstück übertroffen“, erklärt ficon-Experte Vieten. Aber vielen Käufern von Produkten, die mit dem Label ESG versprechen, Umweltschutz, soziale Verantwortung und eine gute Unternehmensführung zu fördern, ist die positive gesellschaftliche Wirkung mindestens so wichtig wie der Gewinn. Diese Hoffnungen werden jedoch nicht immer erfüllt.
Teils nur grüne Fassade
Tatsächlich müssen Anleger penibel darauf achten, was die Produkte enthalten. „Oft steckt der Teufel im Detail“, erklärt GENEON-Vorstand Enke, „wer nicht genau aufpasst, kauft über einen ETF oft Unternehmen, die man persönlich beim Thema Nachhaltigkeit vielleicht ganz anders einstufen würde.“ Zum Beispiel die Bezeichnung „ESG screened“ schließt nur sehr wenige Geschäftsmodelle aus, das Kürzel „SRI“ dagegen selektiert nur die Besten des Index nach mehreren Kriterien. Wieviel strenger das ist, lässt sich zum Beispiel am iShares ETF auf den beliebten MSCI World Index zeigen. Der hat normalerweise 1564 Werte, die ESG screened Variante noch 1476 und die SRI Auswahl nur noch 381. Trotzdem finden sich auch in der strengsten Auswahl noch Unternehmen wie Microsoft oder Coca Cola, zu denen es sehr kontroverse Meinungen gibt. Wer wirklich sicher gehen will, nur Aktien nach den eigenen Nachhaltigkeitsvorstellungen zu kaufen, ist bei einem ETF also wahrscheinlich verkehrt oder muss ganz genau selber hinsehen.
ESG Fonds gehen weg wie warme Semmeln
In den letzten Jahren haben die Mittelzuflüsse in nachhaltig börsengehandelte Produkte wie ETFs deutlich zugenommen. Ende Mai waren weltweit 280 Milliarden Dollar in dieser Form investiert.

Mit unseren Social Media Kanälen bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Sie finden uns auf: Facebook | LinkedIn | Twitter | YouTube | Instagram