
Immobilienmarkt im Wandel: Warum Haus-Verkäufer jetzt umdenken müssen
Herr Riehemann, glauben Sie, dass Immobilienverkäufer heute vor größeren Herausforderungen stehen als noch vor einigen Jahren? Gibt es bestimmte Marktsegmente, in denen Immobilien weiterhin problemlos verkauft werden?
Carsten Riehemann: Es ist definitiv schwieriger geworden. Verkäufer, die sich gedanklich mit ihren Preisvorstellungen immer noch in der Nullzinsphase befinden, könnten lange auf einen Käufer warten. Wer sich auf die aktuellen Marktbedingungen einlässt und preislich entgegenkommt, findet wieder Interessenten. Verkäufer, die auf Höchstpreise bestehen, müssen sich gedulden, es sei denn, sie haben ein Objekt in einer absoluten Toplage. Einige haben sogar ihre Immobilien vom Markt genommen, in der Hoffnung auf bessere Zeiten in ein bis zwei Jahren. Aber der Markt ist nicht tot. Immobilien können nach wie vor verkauft werden, wenn der Preis stimmt; insbesondere in attraktiven Lagen mit solider Bausubstanz und realistischen Preisvorstellungen.
Warum hat sich die Situation denn so verändert?
Riehemann: Das liegt an der Zinswende. Die Party des billigen Geldes ist vorbei. Es gibt keine langfristigen Immobilien-Finanzierungen für unter 1 Prozent mehr. Zudem sind die Banken vorsichtiger geworden, was die Vergabe von Immobilienkrediten angeht. Wer heute kauft, muss in der Regel mindestens 30 Prozent Eigenkapital mitbringen. Die Banken schauen zudem viel genauer, wen und was sie finanzieren.
Sehen Sie eine mögliche Rückkehr zu einem Verkäufermarkt in der nahen Zukunft?
Riehemann: Eine Rückkehr zu den Ausnahmejahren 2019 bis 2021 halte ich für unwahrscheinlich. Wir erleben eher eine neue Normalität, in der Käufer genau kalkulieren müssen, was sie sich leisten können. Zinssenkungen sind für die kommenden 12 bis 18 Monate angedacht, sofern die makroökonomische Lage es zulässt – aber das ist alles andere als sicher. Eine Wende zum Verkäufermarkt ist damit keinesfalls garantiert. Qualität und Preisrealismus bleiben entscheidend.
Was würden Sie Immobilienverkäufern empfehlen, damit ihr Verkauf erfolgreich verläuft?
Riehemann: Ein Wort: Realismus. Wer den Preis an den Markt anpasst, verkauft. Wer auf alte Höchstpreise spekuliert, wartet lange. Außerdem sind sauber aufbereitete Unterlagen, ein gutes Exposé und ein klarer Blick auf die Zielgruppe und den Zustand der Immobilie von Vorteil.
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Steigende Preise hier, Bodenbildung dort – die Schlagzeilen zum Immobilienmarkt 2025 könnten widersprüchlicher kaum sein. Doch hinter der öffentlichen Wahrnehmung offenbart sich ein klareres Bild: Hohe Baukosten, steigende Zinsen und massiv rückläufige Baugenehmigungen erschweren Investitionen spürbar. Immer mehr Anleger stellen sich daher die Frage: Wo lohnt sich der Einstieg in Immobilien noch – und wann ist es besser, auf liquide Alternativen wie Aktien zu setzen? Fragen dazu von Börsenmoderator Andreas Franik an Vermögensverwalter Andreas Glogger, Geschäftsführer von GLOGGER & PARTNER, im Interview.