
Neobroker verleiten zum Zocken
Trading-Apps von Anbietern wie Trade Republic, Robinhood oder Scalable Capital bieten Nutzern einen einfachen, fast spielerischen Zugang zur Börse und punkten zudem mit vermeintlich niedrigen Kosten. Daher ziehen die Neobroker in erster Linie Kunden an, die zuvor noch nie an den Kapitalmärkten aktiv waren. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Universität Trier und der Hochschule München.
Die Forscher haben erstmals untersucht, welche Effekte die neue Form des Börsenhandels auf das Verhalten von Anlegern hat. Dafür haben sie über 500 Bundesbürger befragt, die Neobroker bereits nutzen oder planen, künftig an der Börse zu investieren.
Neobroker-Boom: Einfacher Einstieg, gefährliche Fallstricke
Es sei zwar durchaus positiv, dass Trading-Apps fast nur solche Anleger als Neukunden gewinnen, die sich zuvor noch nie an den Aktienmärkten bewegt haben. Viele junge Menschen haben verstanden, dass sie nur durch zusätzliches Fonds– oder Aktiensparen langfristig ihre Rente sichern können.
Auf der anderen Seite zeigt die Studie aber, dass die App-Nutzer sich über versteckte Kosten oft nicht im Klaren sind und so zum Spekulieren verleitet werden. Besorgniserregend sei auch, dass Anleger, die aus Trading-Apps aussteigen, fast immer ganz aufhören zu investieren.

Versteckte Kosten und Zockerrisiko
Im Gegensatz zum klassischen Wertpapierkauf etwa bei Filialbanken entsteht der Untersuchung zufolge für User von Trading-Apps nur eine symbolische Gebühr, zum Teil ist der Trade sogar völlig kostenfrei. Dieses kostengünstige oder gar kostenfreie Handeln ist nur deshalb für die Anbieter möglich, weil es versteckte Kosten durch Rückvergütungen gibt: Gibt die Trading-App zum Beispiel nur einen einzigen Handelsplatz vor, sind – mangels Vergleichsmöglichkeit – aktuelle Kurse der Wertpapiere beim Kauf im Schnitt teurer als bei Online-Brokern oder Filialbanken, wo man den Handelsplatz wählen kann. Diese versteckten Kosten seien nur fünf Prozent der Studienteilnehmer bekannt gewesen.
Für das Geschäftsmodell der Neobroker sei es gut, wenn Anleger viele einzelne Transaktionen abwickeln. Die Studie konnte zeigen, dass die App-Nutzer statistisch signifikant mehr traden und eine höhere Risikobereitschaft mitbringen. Der Verdacht liegt nahe, dass die Anleger durch die scheinbar geringen Preise der einzelnen Trades mehr spekulieren und so auch höhere Risiken eingehen. Besonders junge und unerfahrene App-Nutzer könnten damit zum Zocken verleitet werden.
Neobroker unter Druck: EU-Regulierung greift ab 2026
Allerdings wird sich die Gefahr zukünftig reduzieren, denn der europäische Gesetzgeber hat Rückvergütungen für Neobroker dieser Art in der geänderten Fassung der Verordnung (EU) 600/2014 (MiFIR, Artikel 39a Absatz 1) wegen Interessenskonflikten untersagt. Das Verbot ist in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union spätestens ab 30. Juni 2026 einzuhalten.
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