Börsenausblick 2021: Sachwerte sind unverzichtbar

Börsenausblick 2021: Sachwerte sind unverzichtbar


Aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie ist der Ausblick auf das kommende Jahr mit vielen Unsicherheiten behaftet. Sicher ist nur, dass die Zinsen über lange Zeit niedrig bleiben. Das macht Sachwerte wie Aktien oder Immobilien attraktiv.
Prof. Hartwig Webersinke
Prof. Dr. Hartwig Webersinke ist Dekan der Technischen Hochschule Aschaffenburg und Leiter des Instituts für Vermögensverwaltung

Ohne Frage war der Absturz der Konjunktur in diesem Jahr, der auf den Corona-bedingten Lockdown folgte, beispiellos. Hierzulande ging das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal um rund 10,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück – das war der höchste jemals verzeichnete Rückgang. Im Euroraum lag das Minus bei 14,7 Prozent, in den USA sogar bei mehr als 30 Prozent. Und auch an den Kapitalmärkten waren die Folgen deutlich spürbar. Der deutsche Leitindex Dax fiel zwischen dem 12. Februar und dem 19. März um fast 40 Prozent, der amerikanische Aktienindex S&P 500 verlor rund 32 Prozent und der technologielastige Nasdaq Index gab um 30 Prozent nach.

Dazu kamen die zuletzt wieder steigenden Infektionszahlen, die insbesondere in Europa zu erneuten Lockdowns führten. „Wir sind der Corona-Pandemie ausgeliefert, solange wir keinen Impfstoff haben“, stellt Professor Hartwig Webersinke, Leiter des Instituts für Vermögensverwaltung an der Technischen Hochschule Aschaffenburg, fest. „Und je weiter sich dessen Fertigstellung verschiebt, umso mehr verzögert sich auch der konjunkturelle Aufschwung, der sich eigentlich im vierten Quartal dieses Jahres hätte fortsetzen sollen.“ Dennoch geht der Wissenschaftler davon aus, dass es im kommenden Jahr zu einer allmählichen Erholung kommt. Das beurteilt der Sachverständigenrat ähnlich. Laut seinem Herbstgutachten rechnet er in 2021 weltweit mit einem BIP-Wachstum um 5,9 Prozent.

Dennoch wird die globale Wirtschaft vermutlich frühestens im Jahr 2022 ihr altes Niveau erreichen. Deutlich schneller ging das bei den Aktienmärkten. So hatten die meisten Aktienindizes bis Anfang Juni den größten Teil ihrer Verluste bereits wieder aufgeholt. Der Nasdaq Index kletterte zwischenzeitlich sogar auf einen neuen Höchststand. „Es ist aber keineswegs so, dass sich die Finanz- und Kapitalmärkte von der Realität abgekoppelt hätten“, erklärt Webersinke. „Denn an den Börsen geht es um die Zukunft und die Erwartungen und die waren nach dem drastischen Konjunktureinbruch auf die wirtschaftliche Erholung gerichtet.“

Anleihen nur noch als Cash-Ersatz

Zudem hat die schnelle und entschiedene Reaktion der Fiskal- und Geldpolitik für das schnelle Comeback der Aktienmärkte eine wichtige Rolle gespielt. „Insbesondere die Notenbanken mit ihrer beispiellosen Flut an Liquidität haben maßgeblich zu dieser Marktreaktion beigetragen“, so der Experte weiter. So haben die führenden Notenbanken angekündigt, dass die Zinsen bis mindestens 2023 niedrig bleiben werden. Zudem hat die Fed signalisiert, dass sie auch bereit sei, die Zinsen niedrig zu halten, wenn die Inflationsrate vorübergehend über die Zielmarke von zwei Prozent steigt.
Und genau dieses geldpolitische Umfeld ist für Anleger mit Blick auf das kommende Jahr entscheidend. „Derzeit bringen zum Beispiel sämtliche Bundesanleihen über alle Laufzeiten hinweg eine negative Rendite“, erläutert Webersinke. Aber auch andere als sicher geltende Staatstitel oder qualitativ hochwertige Unternehmensanleihen bieten kaum noch Zinsen, ebenso wie das Sparbuch oder Festgeldanlagen. „Für Anleger sind festverzinsliche Anlagen deshalb kaum noch attraktiv“, stellt Webersinke fest. Zwar hätten sie in einem Portfolio nach wie vor ihre Berechtigung. „Aber nur zum Zweck der Diversifikation und für das Risikomanagement. Und, weil immer mehr Banken Strafzinsen auf das gesparte Vermögen verlangen, als Ersatz für Liquidität, aber eben nicht, um Erträge zu erzielen.“ Die müssen aus anderen Anlage kommen.

Aktien unverzichtbar für das Portfolio

„Anleger müssen aufgrund des anhaltenden Niedrigzinsumfeldes zwar davon ausgehen, dass die erwarteten Renditen in allen Anlagenklassen in den kommenden Jahren geringer ausfallen“, erklärt Professor Webersinke. „Dennoch sind sämtliche Sachwerte und Substanzkapital ein Muss, weil sie zumindest noch die Chance auf realen Kapitalerhalt sowie einen Renditeaufschlag bieten.“ Das gilt insbesondere für Aktien, wo Anleger zwar mit höheren Kursschwankungen leben müssen, die aber langfristig in der Vergangenheit mit die höchsten Erträge brachten.

Webersinke empfiehlt dabei auch die Bewertung von Aktien zu überdenken. „Sie müssen sich überlegen, dass künftige Gewinne mit dem geltenden Zinssatz abdiskontiert werden“, erklärt Webersinke. „Wenn der Zinssatz aber Null ist, sind künftige Gewinne heute mehr wert als bei einem höheren Zinsniveau.“ Aus diesem Grund können auch höhere Kurs-Gewinn-Verhältnisse bei Aktien gerechtfertigt sein, sofern diese Unternehmen so aufgestellt sind, dass sie die Chance haben, künftig nachhaltig steigende Gewinne zu erzielen.

„Tatsächlich stellen wir am Markt eine solche Differenzierung fest“, so Webersinke. Zwar haben sich so gut wie alle Aktienindizes erholt, dennoch ist der Technologieindex Nasdaq seit Ende des ersten Lockdowns stärker gelaufen als viele andere Aktienindizes. „Zudem rate ich derzeit eher in den etablierten Märkten und in Asien zu investieren und weniger in den übrigen Schwellenländern“, rät Webersinke. „Die Liquidität wird vor allem in die Märkte Asiens, Europas und in die USA fließen. Deshalb muss man die Risiken der Emerging Markets als Anleger derzeit nicht eingehen.“

Bei Immobilien stärker differenzieren

Um Erträge zu erzielen, eignen sich neben Aktien auch Immobilien. „Allerdings müssen Anleger nun etwas genauer hinsehen“, so Webersinke. Kletterten in den vergangenen Jahren auch dank der niedrigen Zinsen in so gut wie allen Bereichen die Immobilienpreise, so könnte sich dieses Bild durch Corona ändern. So stellt sich für Immobilieneigentümer zunächst die Frage, ob der Mieter unbeschadet durch die Krise kommt. Zudem gilt es aber gerade bei Gewerbeimmobilien genauer zu differenzieren.

„Wir haben durch die Pandemie nun Trends wie die verstärkte Nutzung des Homeoffice, die die Nachfrage nach Büroflächen beeinträchtigen könnte, oder den boomenden Onlinehandel, der es für Einzelhandelsobjekte wohl schwieriger macht“, erklärt Webersinke weiter. Auch die gesamte Hotelbranche dürfte unter den Lockdowns leiden, wohingegen Logistikzentren von dem Trend zum Einkaufen über das Internet eher profitieren. Weniger stark betroffen dagegen ist der Bereich der Wohnen. „Gerade weil jetzt mehr Menschen häufiger von Zuhause aus arbeiten, gewinnt die Wohnqualität an Bedeutung“, sagt der Experte. „Deshalb dürften sich dort die Preise stabil entwickeln und in guten Lagen vermutlich sogar weiter nach oben laufen.“

Eine weiterer Sachwert, dessen Preis zuletzt deutlich gestiegen ist, ist Gold. „Eine Beimischung des Edelmetalls macht auf jeden Fall Sinn“, ist Webersinke überzeugt. Zwar bietet es keine laufenden Erträge. „Allerdings verursacht das Halten von Gold jetzt keine Opportunitätskosten mehr, da Anleger, wegen der niedrigen Zinsen, nicht mehr auf Zinseinnahmen verzichten müssen.“ Außerdem kann Gold in sehr turbulenten Phasen oder bei exogenen Schocks, die immer wieder auftreten, eine stabilisierende Wirkung im Portfolio haben.

Fazit: Zwar ist der konjunkturelle Ausblick auf das kommende Jahr mit vielen Unsicherheiten behaftet. Sicher ist aber, dass es auf absehbare Zeit keine Zinsen geben wird, und wenn dann nur verbunden mit höheren Risiken. Substanz- und Sachwerte sind deshalb ein unverzichtbarer Bestandteil für jedes Portfolio. Die Kunst besteht dann darin, die für jeden Anleger individuell richtige Mischung aus den Anlageklassen zu finden.

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