
„Die unabhängige Vermögensverwaltung ist eine florierende und stark wachsende Branche“
Was viele unabhängige Finanzexperten ahnen, belegt ihnen nun schwarz auf weiß die Wissenschaft: Die unabhängige Vermögensverwaltung in Deutschland ist seit Jahren eine florierende Branche mit sehr starkem Wachstum – und sie dürfte auch künftig viel Potenzial haben. Damit entwickelt sich die Branche ganz im Gegensatz zur klassischen Finanzbranche, die eher im Rückwärtsgang unterwegs ist. Zu diesem Ergebnis kommt eine langfristige Studie der Technischen Hochschule Aschaffenburg, die den Markt der unabhängigen Vermögensverwaltung seit dem Jahr 2014 untersucht. Demnach steigen das verwaltete Vermögen, die Zahl der Kunden sowie die Eigenkapital-Renditen in der Branche seither stark an.
TH Aschaffenburg erstmals mit Aussagen über langjährige Markt-Trends
Das Institut für Vermögensverwaltung (InVV) an der TH Aschaffenburg hat erstmals seit dem Start seiner jährlichen Studie im Jahr 2014 eigens die Antworten jener unabhängigen Vermögensverwalter ausgewählt, die an mindestens sieben der inzwischen acht Umfragen teilgenommen haben. „Mit dieser Panel-Gruppe wollen wir wissenschaftlich begründete Aussagen über längerfristige Entwicklungen und Trends im Markt ermöglichen“, sagt Prof. Dr. Hartwig Webersinke, Leiter des InVV. Der Panel-Gruppe gehörten pro Jahr durchschnittlich 43 Unternehmen an. Davon verwalteten 17 ein Vermögen von 150 bis 500 Millionen Euro und zwölf ein Vermögen zwischen 50 und 150 Millionen Euro. Die verbleibenden 11 Unternehmen verwalteten über 500 Millionen (6) bzw. unter 50 Mio. Euro (5). Drei Firmen hatten dazu keine Angaben gemacht.
Mehr als verdoppelt: Mittleres Vermögen wächst auf 232 Millionen Euro
Besonders augenfällig bei den 43 Vermögensverwaltungen ist der Anstieg des Vermögens. Die Panel-Gruppe begann 2014 im Median* mit einem verwalteten Vermögen von jeweils 110 Millionen Euro. Sieben Jahre später erreichte sie ein Niveau von im Mittel 232 Millionen Euro. „Das entspricht einem Zuwachs des Vermögens von 111 Prozent“, fasst Webersinke, der auch Dekan für Wirtschaft und Recht an der TH Aschaffenburg ist, die Entwicklung zusammen. Mit Ausnahme eines Jahres sei das Volumen dieser Assets under Management Jahr für Jahr angestiegen.
Zahl der Kunden wächst um 56 Prozent
Ein klaren Aufwärtstrend zeigen laut Studie auch die Kundenzahlen. So betreuten die Panel-Vermögensverwaltungen zu Beginn im Durchschnitt 321 und im Median 215 Kunden. In der 2021er-Studie waren es durchschnittlich 500 und im Median 360 Kunden. „Die durchschnittliche Zahl der Kunden pro Vermögensverwaltung stieg somit um 56 Prozent an. Das ist eine sehr beachtliche Leistung“, bewertet der Studienleiter die Ergebnisse. Den Löwenanteil beim verwalteten Vermögen stellten nach der Untersuchung stets die Privatkunden mit einer Quote von 82 bis 87 Prozent. Unternehmen machten zwischen sieben und zehn, Stiftungen fünf bis sechs Prozent aus.
Vermögensverwalter schaffen nachhaltig stabile Renditen für ihre Kunden
Für den Zuwachs beim verwalteten Vermögen sorgt neben den Geldern von Neukunden und den Aufstockungen von Bestandskunden die nachhaltig stabile Performance: Von 2013 bis 2018 haben die 43 unabhängigen Vermögensverwaltungen in der Panel-Gruppe Renditen zwischen 4,5 und 7,8 Prozent vor Kosten erzielt. Im Anlagejahr 2018 wurde die Rendite mit minus vier Prozent leicht negativ, bevor sie 2019 sogar gut 13,5 Prozent erreichte. Im Corona-Crashjahr 2020 verbuchte die Panel-Gruppe ein durchschnittliches Plus von immerhin gut 4,7 Prozent. „Damit erzielten die Kunden der Panel-Gruppe von 2013 bis 2020 eine kumulative Rendite von 52,6 Prozent. Das entspricht über diese acht Jahre einer annualisierten Rendite von 5,34 Prozent vor Kosten“, so Webersinke. Wichtig für Anleger, so der Studienleiter: „Diese Jahresrenditen wurden mit geringen Schwankungen erzielt, was die Nerven der Kunden schonte.“
Lohnendes Geschäftsmodell: Eigenkapital-Renditen über 30 Prozent am häufigsten
Diese positiven Entwicklungen bei Vermögen, Kundenakquise und Performance schlagen sich in den Unternehmenszahlen nieder. Besonders beachtlich ist die Entwicklung der Eigenkapital-Rendite (EK-Rendite) vor Steuern, wie die Studienergebnisse über die vergangenen Jahre zeigen: 2014 wies noch keine einzige Vermögensverwaltung eine EK-Rendite über 30 Prozent aus. Seit 2018 gelingt dies Jahr für Jahr mindestens einem Drittel der 43 Panel-Unternehmen. In der jüngsten Studie schafften dies sogar 45 Prozent der Panel-Unternehmen.
Weitere 32 Prozent der Panel-Unternehmen erwirtschafteten zuletzt eine EK-Rendite zwischen 20 und 30 Prozent (14 %) oder 10 bis 20 Prozent (18 %). Damit kommen insgesamt rund acht von zehn Vermögensverwaltungen auf zweistellige Eigenkapital-Renditen. „Das zeigt deutlich: Die unabhängige Vermögensverwaltung ist und bleibt eine florierende Branche, die stark wächst und weiteres Potenzial hat“, bilanziert Hartwig Webersinke die Ergebnisse. Während der Finanzsektor in den vergangenen Jahren eher geschrumpft sei, sei das Geschäftsmodell unabhängiger Vermögensverwalter expandiert.
Zauberformel für den Erfolg: „Konsequentes Augenmerk auf den Kunden“
Für Andreas Grünewald vom Verband unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland e.V. (VuV) unterstreicht diese Entwicklung eines: „Wir Vermögensverwalter haben verstanden, dass wir unser Augenmerk konsequent auf die Kunden richten müssen – vor allem in Zeiten, in denen sie sich von Banken und Finanzvertrieben immer mehr alleingelassen fühlen. Zudem dominiert bei uns klar das Honorarmodell über den provisionsgetriebenen Produktverkauf, wodurch die Interessen unserer Kunden und von uns unabhängigen Vermögensverwaltern weitgehend gleichgerichtet sind.“ Vor diesem Hintergrund biete die Branche für die Zukunft beste Perspektiven – sowohl den durch sie betreuten Kunden und deren Vermögen als auch den Mitarbeitern und Unternehmensinhabern.
* Median: Der Median ist der Zentralwert, der genau in der Mitte einer Datenreihe liegt. Damit rangiert die eine Hälfte der Daten stets unter, die andere Hälfte stets über dem Median. Im Vergleich zum arithmetischen Mittel, auch Durchschnitt genannt, reagiert der Median weniger stark auf individuelle Daten am unteren oder oberen Ende der Datenreihe.
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