
Statt Geld anlegen lieber Wein kaufen?
In Südbaden ist der Herbst Weinlese-Zeit. Aber nicht jeder denkt dann dabei an Neuen Wein und Zwiebelkuchen. Manche sehen hier eine Chance zur Geldanlage in flüssige Sachwerte. Mit edlen Tropfen lassen sich zum Teil tatsächlich sehr attraktive Gewinne machen.
Insbesondere Weine aus dem Bordeaux und zuletzt rote Burgunder sind gefragt. Ihre Preise an der Londoner Weinhandelsplattform Live-Ex stiegen zum Beispiel von 2004 bis Ende 2020 um über zehn Prozent – und zwar im Schnitt von Jahr zu Jahr. In Auktionen erzielen Raritäten wie der Romanée Conti aus dem Jahr 1945 schwindelerregende Preise. 2018 wurde eine Flasche beim Auktionshauses Sotheby‘s in New York für 558.000 Dollar verkauft, umgerechnet fast eine halbe Million Euro. So etwas muss doch eine gute Investition sein?
Wein ist ein schwieriges Investment
So einfach ist das leider nicht, denn die Nachfrage nach solchen Einzelstücken ist oft kaum vorhersehbar. Ob sich im richtigen Moment wirklich ein Liebhaber findet, der genau diese eine Flasche oder diesen Jahrgang um quasi jeden Preis haben möchte, ist alles andere als selbstverständlich. Wie bei allen Sammlerwerten von Kunst über Oldtimer bis zu Whisky und Wein gilt die Grundregel: Es braucht enormes Fachwissen und Marktkenntnis.
Insbesondere das Investmentgeschäft mit Wein ist dazu aus verschiedenen Gründen komplex. Bei teuren Tropfen ist es zum Beispiel üblich, Kontingente nach der Ernte aber oft noch Jahre vor der eigentlichen Abfüllung zu kaufen. Eine Garantie, dass der Wein am Ende in der Flasche wirklich schmeckt, gefragt ist und genau dieser Jahrgang Preissteigerungen erzielt, gibt es nicht. Wer auf eine gewinnbringende Reifung über Jahrzehnte hofft, muss noch genauer kalkulieren. Denn die optimale Lagerung ist eine Wissenschaft für sich. Temperatur, Raumfeuchtigkeit und vieles mehr muss stimmen. Spezialisierte Anbieter verlangen dafür gerne mal ein bis zwei Prozent des Kaufpreises pro Jahr und nicht jeder Wein eignet sich überhaupt für jahrzehntelanges Abwarten.

Wer dagegen gleich direkt in gefragte Weinlegenden investieren möchte, muss auf der Hut vor Fälschungen sein. Experten sind sich zum Beispiel sicher, dass von manchen Jahrhundertweinen wie dem Pétrus Jahrgang 1961 einige Liter mehr verkauft wurden, als damals überhaupt in Flaschen abgefüllt wurden. So etwa ist wohl alles andere als eine Seltenheit am Markt. Gilt also sogar eher das Motto für Investoren: „Wein, das lass sein“?
Vermögen breit aufstellen
Es kann ein schönes Hobby sein, edle Tropfen zu sammeln und sie nicht nur zu trinken, sondern auch mal ein paar Kisten als Investment zu sehen. Für einen langfristigen Vermögensaufbau sollten Sammlerstücke generell aber eher eine Nebenrolle spielen.
Hier macht es aus unserer Sicht mehr Sinn, den Großteil des Kapitals mit langfristiger Perspektive strategisch in gut handelbare Anlageklassen zu investieren. Als Vermögensverwalter bevorzugen wir dafür eine Mischung aus Edelmetallen, Anleihen und Aktien, die eine gute Balance aus Renditechancen und Wertstabilität bietet. Natürlich braucht es auch dafür Fachwissen. Aber sich zum Beispiel über Aktien am Produktivkapital etablierter Unternehmen zu beteiligen, deren Geschäftsmodelle gute Zukunftsperspektiven bieten, ist aus unserer Sicht erheblich besser kalkulierbar als die Preisentwicklung am Weinmarkt. Wer trotz niedriger Zinsen Vermögen real erhalten möchte, braucht solche soliden Bausteine in der Anlagemischung. So kann es gelingen, die Kaufkraft von Erspartem trotz Inflationstendenzen zu erhalten und darüber hinaus noch Ertragschancen zu nutzen.
Edle Tropfen sind für uns keine wirkliche Anlagealternative. Wir empfehlen gerade die Weine aus unserer Region Südbaden eher als Genussmittel statt als Investmentobjekt und freuen uns schon auf den Jahrgang 2021 im Glas.
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